DRM·12.6.2025

Rallyesport im Blut: Stephanie Zorn über Frauen im Cockpit

Stephanie Zorn ist praktisch im Rallye-Auto aufgewachsen. Heute tritt die 45-Jährige gemeinsam mit Co-Pilotin Jennifer Gräfe im Renault Clio RS in der Deutschen Rallye-Meisterschaft an. Im Interview spricht Zorn über ihre Anfänge im Motorsport sowie ihre Ziele für die laufende Saison und verrät, welche Tipps sie jungen Frauen für den Rallye-Einstieg geben würde.

Wie lässt sich die bisherige Saison sportlich zusammenfassen? Auf jeden Fall schon besser als die letzte Saison, in der wir viele technische Ausfälle hatten. Bei der ADAC Rallye Sulingen hatten wir extremes Pech und sind in Führung liegend wegen gelöster Zündkabel ausgefallen. Bis dahin hatten wir bei einem großen Teil der Prüfungen die Bestzeit gefahren. Das ist sehr schade, weil unsere Ergebnisse dieses Jahr dadurch nur mittelmäßig aussehen, obwohl wir tolle Zeiten gefahren sind. Wir hoffen, dass es jetzt aufwärtsgeht und wir bald mal wieder richtig punkten können. Ein Klassensieg bei einem DRM-Lauf wäre ein Highlight.

Wie verlief dein Einstieg in den Rallyesport? Die Leidenschaft wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Mein Vater ist bis heute selbst als Fahrer aktiv. Bei einigen Veranstaltungen sind wir sogar zu dritt als Familie am Start, da meine Mutter auch bei Rallyeveranstaltungen antritt. Schon als Kind wurde ich manchmal mit einem Rallyeauto zum Kindergarten gebracht, was für meine Freunde und mich natürlich ein riesiges Highlight war. So bin ich in den Sport hineingewachsen und der Weg war dadurch für mich praktisch vorgegeben. Mit 15 Jahren habe ich dann als Beifahrerin angefangen, aber schnell gemerkt, dass ich lieber selbst am Steuer sitzen möchte. Nur wenige Wochen nachdem ich meinen Führerschein bekommen habe, bin ich dann die erste Rallye gefahren.

Wird man als reines Frauenteam in der Rallye-Szene anders wahrgenommen? Als reines Frauenteam steht man oft besonders im Fokus, das kann aus Marketingsicht ein kleiner Vorteil sein. Allerdings kann diese Aufmerksamkeit auch ins Gegenteil umschlagen, wenn die Ergebnisse einmal nicht stimmen. Man hat manchmal das Gefühl, eine doppelt so gute Leistung erbringen zu müssen. Sobald man sich aber besser kennt, wird man als normale Sportkollegin behandelt und alles ist gut.

Hat sich die Wahrnehmung von Frauen im Motorsport in den letzten Jahren zum Positiven verändert? Definitiv. Es sind mehr Frauen im Motorsport aktiv, im Rallyesport allerdings noch nicht so viele. Im Kartsport oder Slalomsport sind es deutlich mehr. Dort habe ich dann auch mal ein oder zwei Konkurrentinnen in meiner Klasse, was bei einer Rallye sehr selten ist. Man kann aber auch niemanden dazu zwingen. Das Interesse und das Talent müssen natürlich vorhanden sein.

Welches Ziel besteht für die anstehende Rallye ADAC Mittelrhein? Spaß zu haben, steht immer an erster Stelle. Die Prüfungen in den Weinbergen mit den unzähligen Kehren sind charakteristisch toll und schön zu fahren. Wir sind zum dritten Mal dabei und hatten dort schon ganz gute Zeiten. Wenn die Technik hält, wollen wir in unserer Klasse auf jeden Fall wieder vorne angreifen.

Welche Tipps gibt es für junge Frauen, die in den Rallyesport einsteigen möchten? Sich einfach trauen! Viele sind zu vorsichtig und wagen den ersten Schritt nicht. Man sollte einfach mal ausprobieren und sich zum Beispiel bei einem Team als Helferin anbieten, um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. So lernt man Leute kennen, knüpft Kontakte und findet heraus, in welche Richtung man gehen möchte.