Spitzenreiter Sébastien Loeb reist mit 146 Punkten als Tabellenführer in das "Land der 1000 Seen". Beim wohl schnellsten Schotter-Event des Jahres - die Fahrer erreichen Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h - will der Franzose sein Punktekonto weiter auffüllen. Dass ein Sieg wie zuletzt 2008 nicht einfach wird, weiß er ganz genau: "Das ist nicht mein Lieblings-Terrain. Ich kann mich noch erinnern, dass ich damals 200 Prozent geben musste, um zu gewinnen. Und auch in diesem Jahr werden wir gegen hochmotivierte Rivalen ankämpfen, die bereit sind, ihr Territorium zu verteidigen. Je nachdem wie ich mich fühle, werde ich sehen, wie hart ich pushe."

Teamkollege Sébastien Ogier weiß ebenfalls, was auf ihn zukommt. 2009 landete er nur zehn Sekunden hinter Sieger Jari-Matti Latvala (Ford) auf Rang zwei. Ein enttäuschendes Resultat. Umso mehr hofft der Tabellendritte in diesem Jahr möglichst viele Punkte mit nach Hause zu nehmen: "Ich gehe mit einem zuversichtlichen Gefühl an den Start und werde von Beginn alles geben, damit ich schnell auf Tempo komme."

Auf eine fehlerfreie Highspeed-Hatz hofft auch Latvala. Als jüngster Fahrer wird er vor Heimpublikum die Marke von 100 WM-Starts erreichen. Seine Erfahrung reicht längst aus, um die Schwierigkeiten der berühmten Rallye Finnland einschätzen zu können. "Bei dieser extrem schnellen Rallye musst du als Fahrer dein Limit kennen und vernünftig bleiben. Du solltest am Steuer keine Angst haben - aber du musst wissen, wann etwas Respekt angebracht wäre, weil du dadurch deine Limits erkennst. Durch die hohen Geschwindigkeiten wirkt sich jeder Fehler massiv aus", weiß Latvala.

Markenkollege Mikko Hirvonen fiebert seinem Heimevent ebenfalls entgegen. Mit 55 Zählern Rückstand lauert der Ford-Pilot auf dem zweiten Tabellenplatz auf seine große Chance. Und die könnte in den finnischen Wäldern auf ihn warten. 2008 konnte sich der Ford-Pilot nach einer gelungenen Flugshow auf den schnellen Schotterpisten als Gewinner behaupten. Schafft er das auch 2011? "Ein Heimsieg wäre extrem wichtig - für unsere Fans, aber auch für meine Chancen in der Fahrerwertung", so Hirvonen, der ganz in der Nähe des Rallye-Zentrums Jyväskylä zuhause ist. Mit einem Erfolg in seiner Heimat könnte er sich seinen 31. Geburtstag versüßen, der am Sonntag nach der Rallye ansteht.

Insgesamt werden 21 Wertungsprüfungen über eine Distanz von 314,39 Kilometern zurückgelegt. Dabei führt die Route die Teilnehmer erstmals wieder in den Süden von Lahti, wo einige Prüfungen absolviert werden, die seit den 1980er-Jahren nicht mehr zum WM-Programm zählten. Gestartet wird bereits am Donnerstag. Schlusstag ist Samstag.

Die Rallye-Finnland ist gleichzeitig der fünfte Lauf der SWRC, in der auch der deutsche Nachwuchspilot Hermann Gassner junior in einem Skoda Fabia S2000 angreift. Für Christian Riedemann steht ein weiterer Einsatz in der WRC-Academy auf dem Programm, bevor er bei der ADAC Rallye Deutschland für Volkswagen Motorsport auf Testfahrt geht.