Jonas Ertz und Co-Pilotin Maresa Lade führen nach zwei erfolgreichen Rallyes die DRM4-Wertung der Deutschen Rallye-Meisterschaft an. Der 24-Jährige strebt nach den bisherigen Erfolgen den Meistertitel mit dem Opel Corsa Rally4 in seiner Klasse an. Im Interview spricht Ertz über den bisherigen Saisonverlauf, die Vorbereitungen für die bevorstehende ELE Rally und seine Ziele für die weitere Saison.
Spitzenreiter in der DRM4-Wertung nach den ersten beiden DRM-Stopps: Was war dafür der Schlüssel? Wir sind sehr zufrieden mit dem Saisonstart. Beide Rallyes liefen für uns optimal, vor allem da wir ohne technische Probleme durchkamen – das war in den Vorjahren leider nicht immer der Fall. Es hat sich aber schon früher gezeigt: Wenn die Technik hält, sind wir konkurrenzfähig. Maresa und ich haben uns intensiv vorbereitet, das hat sich ausgezahlt. Besonders in Sulingen sind wir eine sehr starke Rallye gefahren, mit einigen sehr schnellen Passagen am Limit. Dort herrschte einfach eine perfekte Harmonie zwischen Fahrzeug, Maresa und mir.
Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit deiner Beifahrerin Maresa Lade für den aktuellen Erfolg? Die Synergie zwischen Fahrer und Beifahrer ist im Rallyesport essenziell. Man navigiert bei Geschwindigkeiten von bis zu 150 km/h über blinde Kuppen, ohne zu wissen, was unmittelbar folgt. Hundertprozentiges Vertrauen ist da unerlässlich. Maresa und ich starten nun in unsere fünfte gemeinsame Saison. Wir verstehen uns blind und kennen die Eigenheiten des anderen genau. Diese Vertrautheit und Harmonie sind ein wichtiger Baustein unseres Erfolgs.
Wie schätzt du die Konkurrenten in der DRM4-Klasse ein? Die Leistungsdichte in der DRM4 ist in diesem Jahr enorm hoch und viele Fahrer haben das Potenzial für den Titel. Wie der aktuelle Punktestand zeigt, liege ich gleichauf mit Lasse Karlshoj, der extrem schnell unterwegs ist. Auch Jonas Müller hat bereits zwei starke Rallyes gezeigt und ist uns dicht auf den Fersen. Colin Dünker, der den ersten Lauf gewann und im zweiten etwas Technikpech hatte, ist ebenfalls ein Fahrer, mit dem man immer rechnen muss. Und natürlich dürfen Patrick Pusch und Sepp Wiegand nicht unterschätzt werden – beides Spitzenfahrer mit Siegchancen. Ich erwarte eine bis zum Schluss offene und spannende Saison, was sicherlich auch die Fans freuen wird.
Die Rallye Erzgebirge und die ADAC Actronics Rallye Sulingen weisen sehr unterschiedliche Streckencharakteristiken auf. Trotzdem lagt ihr bei beiden vorne, wie war das möglich? Die beiden Rallyes sind tatsächlich grundverschieden. Mittlerweile verfügen wir jedoch über so viel Erfahrung mit dem Auto, dass wir für nahezu alle Streckenbedingungen ein passendes Setup entwickeln können. Auch bei der Erstellung des Aufschriebs haben wir viel gelernt und wissen, worauf es ankommt, um uns schnell umzugewöhnen. Unser Fahrzeug ist sehr vielseitig und bietet zahlreiche Möglichkeiten für Setup-Anpassungen, von Dämpfern über Federn bis hin zu Stabilisatoren. Mit der nötigen Feinarbeit lässt sich das Auto für jedes Terrain optimal abstimmen.
Die nächste Herausforderung ist die ELE Rally in den Niederlanden. Gibt es bereits Erfahrungswerte zu dieser Rallye? Die ELE Rally ist für mich absolutes Neuland und ich bin bisher sogar noch nie in den Niederlanden eine Rallye gefahren. Ich habe mich natürlich bei Kollegen umgehört, die in den Vorjahren dort gestartet sind. Die haben erzählt, dass die Strecken sehr sandig sein sollen. Mit viel losem Sand, der vom Wind auf die Wertungsprüfungen weht und für sehr rutschige Bedingungen sorgt.
Wie bereiten man sich auf eine komplett neue Rallye wie die ELE Rally vor? Ohne Erfahrungswerte aus den Vorjahren ist die Vorbereitung natürlich anspruchsvoller. Wir analysieren Onboard-Aufnahmen anderer Fahrer aus den vergangenen Jahren, um ein Gefühl für die Charakteristik der Prüfungen zu bekommen. Eine zusätzliche Herausforderung bei der ELE Rally ist das Fehlen eines Shakedowns. Das bedeutet, wir haben vorab keine Möglichkeit, das Setup zu testen oder uns an die Bedingungen zu gewöhnen. Es wird also auch während der Rallye darauf ankommen, schnell die richtigen Anpassungen vorzunehmen, um konkurrenzfähig zu sein.
Ein großer Teil der ELE Rally wird bei Dunkelheit gefahren. Liegt dir das Fahren bei Nacht? Im Dunkeln zu fahren, ist immer ein besonderes Erlebnis und macht mir persönlich viel Spaß, allein schon wegen der einzigartigen Atmosphäre durch die Fans. Wir hatten schon sehr gute Prüfungen bei Nacht, aber auch welche, die nicht optimal liefen. Gerade bei Dunkelheit ist das Zusammenspiel zwischen Maresa und mir nochmals entscheidender. Da ein so hoher Nachtanteil in Deutschland unüblich ist, hoffe ich, dass wir gut zurechtkommen. Die Dunkelheit könnte am Ende durchaus eine entscheidende Rolle spielen.