DRM·9.8.2023

Co-Pilotin Maresa Lade über Frauen im Rallyesport: „Im Auto sind wir einfach die ruhigere Komponente“

Maresa Lade teilt sich als Beifahrerin in dieser Saison das DRM-Cockpit mit Jonas Ertz. Das junge Duo belegt nach einem unglücklichen Ausfall bei der Rallye Mittelrhein aktuell den vierten Platz in der Gesamtwertung der DRM2.

Maresa Lade und Jonas Ertz auf dem vierten Gesamtrang der DRM2 © Foto: ADAC

Drei von fünf Saisonläufen der Deutschen Rallye-Meisterschaft sind bereits absolviert und Maresa Lade ist mit dem bisherigen Verlauf nicht vollends zufrieden. Nach einem guten Start sorgte ein Ausfall bei der ADAC Rallye Mittelrhein für einen herben Rückschlag im DRM2-Titelkampf. „Am Anfang lief es nach Plan. Platz vier bei der Rallye Erzgebirge und Rang zwei bei meiner Heimrallye in Sulingen brachten uns in eine gute Ausgangsposition“, berichtet die 30-Jährige. Beim Heimspiel ihres Fahrers Jonas Ertz sollte an der Mosel dann noch eine Schippe draufgelegt werden. „Leider sind wir bei der Rallye Mittelrhein bei schlechter Sicht und rutschigem Untergrund im Graben gelandet und konnten die Rallye nicht fortsetzten“, erklärt Lade. Da es in diesem Jahr bei fünf zu fahrenden Rallyes kein Streichergebnis gibt, ist die Meisterschaft für das junge Duo in weite Ferne gerückt. Trotzdem bleibt die Co-Pilotin optimistisch: „Ich denke, ein Top-3 Ergebnis am Ende der Saison ist nach wie vor realistisch.“

Maresa Lade sitzt bereits seit 2015 als Beifahrerin in einem Rallye-Boliden. Die Osnabrückerin startete ihre Karriere beim ADAC Team Weser-Ems in einem Citroën DS3 R1. „Damals suchte das Team händeringend einen Beifahrer. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon sehr an Motorsport interessiert und habe die Chance genutzt, um in das Thema „Co-Pilot“ reinzuschnuppern. Es hat mir auf Anhieb viel Spaß gemacht, zudem habe ich sofort gespürt, dass ich das gut kann“, erklärt Lade, die inzwischen in einem Opel Corsa Rally4 in der DRM2-Wertung auf dem Beifahrersitz Platz nimmt.

Maresa Lade seit 2015 als Beifahrerin in einem Rallye-Boliden © Foto: ADAC

Ihre Arbeit als Co-Piloten geht jedoch weit über das reine Vorlesen der „Pacenotes“ hinaus. Sie kümmert sich abseits der Rallye-Piste um organisatorische Angelegenheiten wie Anreise, Hotelbuchungen, Zeitpläne und die Route von Etappe zu Etappe. Zudem erstellt Lade die Teambriefings, damit jeder zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. „Sowas hängt immer auch mit der Größe des Teams zusammen“, stellt Lade klar. Während einer Rallye werden die Eigenheiten der Strecke intensiv besprochen, Fahrer und Co-Pilot stimmen die ideale Linie ab.

Über Sieg und Niederlage entscheidet oft, wie gut Fahrer und Beifahrer harmonieren. „Jeder Pilot erwartet andere Ansagen zu anderen Zeitpunkten. Da muss man sich aufeinander einspielen – die Chemie muss einfach stimmen. Wenn man ständig aneinander vorbeiredet, ist man definitiv nicht schnell unterwegs. Bei Jonas und mir hat sich das total schnell eingependelt und es läuft wirklich gut.“ Fahrer Jonas Ertz ist 23, Maresa Lade 30 Jahre alt. Damit gehört das Duo zu den jüngeren Teilnehmern in der DRM2. „Was uns an Erfahrung gegenüber den alten Hasen fehlt, gleichen wir durch unsere unbeschwerte Herangehensweise aus. In unserem Alter geht man an manche Dinge einfach optimistischer ran.“

Maresa Lade gehört zu einer immer größer werdenden Zahl an weiblichen Beifahrern. Diese Entwicklung ist auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen. Die 30-Jährige hat eine spezielle Theorie und vermutet, es könnte mit dem beruhigenden Einfluss einer weiblichen Stimme auf den Fahrer zu tun haben: „Ich glaube, manchmal sind wir Frauen einfach die ruhigere Komponente im Auto. Das ist sehr nützlich, um fokussiert zu bleiben, wenn man mal einen Ausrutscher hatte.“ Ihre diplomatische Art sorgt zwischen hitzigen Etappen stets für die notwendige Ruhe. „Manchmal hat es fast therapeutische Züge. Man versucht, die Stimmung des Fahrers aufzugreifen und sie dann in eine bestimmte Richtung zu leiten. Auch das gehört zu meinen Aufgaben und macht mir sehr viel Spaß.“

Erfahrung wird durch unbeschwerte Herangehensweise ausgeglichen © Foto: ADAC

Für die Vollzeitangestellte geht es vom 18. – 19. August zur Saarland Pfalz Rallye nach St. Wendel. Aktuell trennen sie und Jonas Ertz nur wenige Punkte auf den drittplatzierten Alexander Kattenbach. Für die letzten beiden Läufe der Deutschen Rallye-Meisterschaft muss die Zusammenarbeit zwischen ihr und Jonas Ertz nochmals der Schlüssel zum Erfolg sein.