DRM·26.6.2023

Christian Riedemann: „Am Ende der Saison ganz oben zu stehen, wäre mein Traum“

Christian Riedemann ist gebürtiger Sulinger und führt aktuell die Wertung der Deutschen Rallye-Meisterschaft an. Im Interview spricht der 35-Jährige über seine Ziele für den Rest der Saison, den Hyundai i20N Rally2 und die besonderen Herausforderungen des Rallyesports.

Riedemann fährt in dieser Saison einen Hyundai i20N Rally2 © Foto: ADAC

Führung in der Gesamtwertung und zwei Rallye stehen noch an – schon Meisterträume? Am Ende der Saison noch ganz oben zu stehen, wäre natürlich mein Traum! Bisher haben wir wirklich gute Leistungen gezeigt. Zur gleichen Zeit hatten unsere Kontrahenten aber auch etwas Pech. Aber sowas gehört zum Rallyesport dazu. Der Kampf an der Spitze ist eng, deswegen muss man immer ans Limit zu gehen. Für die letzten beiden Rallyes in dieser Saison wollen wir sehr gut vorbereitet sein. Die Hoffnung, am Ende Meister zu sein ist da, aber wir wissen, dass noch ein hartes Stück Arbeit vor uns liegt.

Wie würdest du die anstehende Rallye Saarland-Pfalz charakterisieren? Die ADAC Saarland-Pfalz Rallye war ein Bestandteil der damaligen ADAC Rallye Deutschland. Da ich hier vergangenes Jahr nicht gefahren bin, hinken wir in der Vorbereitung ein kleines bisschen hinterher. Ich mag die Saarland-Pfalz Rallye sehr sehr gerne. Zuletzt fuhr ich sie 2021 und konnte am Ende den zweiten Platz belegen. Ich denke also, dass wir ganz vorn mit dabei sein können.

Du bist in einem Hyundai i20N Rally2 unterwegs. Was sind dessen Vorzüge und wie unterscheidet es sich zu deinen bisherigen Rallyefahrzeugen? Ich bin in meiner Karriere schon viele R5 bzw. Rally2 Fahrzeuge gefahren. Im vergangenen Jahr haben wir uns dann bewusst für den Hyundai i20N Rally2 entschieden. Zum einen habe ich tolle Kontakte bei Händlern, die mich sehr unterstützen. Zum anderen leistet Hyundai Motorsport aus Alzenau großartigen Support bei den Rallyes. Entsprechend passt das Gesamtpaket einfach sehr gut. Natürlich ist es nicht ganz einfach, gegen aktuellere Modelle wie den neuen Skoda anzukommen. Aber wir sind mit dem Fahrzeug äußerst zufrieden.

Im Rallyesport muss man nicht nur mit jedem Wetter klarkommen, sondern auch mit jedem Untergrund. Wo siehst du deine besondere Stärke? Das ist genau der Grund, weshalb ich den Rallyesport so liebe. Es ist so abwechslungsreich und herausfordernd. Man muss sich blitzschnell auf neue Gegebenheiten einstellen. In der Vergangenheit habe ich auch Rundstreckenrennen absolviert. Das war aber einfach nicht das Richtige für mich, weil mir dort der Nervenkitzel fehlte. Unterschiedliche Untergründe bei wechselhaften Wetterbedingungen bietet nur der Rallyesport. Entsprechend muss man auch ständig das Setup des Fahrzeugs an die neuen Gegebenheiten anpassen. Sowas macht diesen Sport zu einer einzigartigen Herausforderung. Ich denke, dass ich am stärksten bei wechselnden Wetterbedingungen und Untergründen bin. Aber auch wenn es eng und kurvig wird, wie zum Beispiel in den Weinbergen, fühle ich mich sehr wohl.

Welche war die bisher herausforderndste Etappe in diesem Jahr? Da gab es in diesem Jahr schon mehrere Etappen, die wirklich anspruchsvoll waren. Zum Beispiel bei meiner Heimrallye in Sulingen hat es nachts geregnet. Die ersten Etappen am nächsten Tag waren deshalb extrem anspruchsvoll. Aber auch während der ADAC Rallye Mittelrhein bei Temperaturen über 30 Grad Celsius durch die engen Straßen der Weinberge zu fahren, war wirklich anstrengend.

Gibt es einen bestimmten Fahrer oder eine bestimmte Persönlichkeit, die dich als Rennfahrer inspiriert oder beeinflusst hat? Ja, den gibt es. Das ist Sébastian Loeb. Seine Erfolge sind wirklich beeindruckend. Er absolviert auch heute noch Gaststarts und sammelt dabei weitere Erfolge. Das zeigt, wie unheimlich gut er immer noch ist. Daher war und ist er für mich ein Vorbild.

Wie entspannst Du Dich zwischen zwei Rallyeetappen? Im Servicepark und in den Sammelkontrollen können wir immer wieder verschnaufen und auch mal kurz aus dem Auto ausstiegen. Manche meiner Fahrerkollegen bleiben da im Auto sitzen, das geht für mich nicht. Ich versuche, so oft wie möglich aus dem Auto auszusteigen und durchzuatmen. Wenn es geht, halte ich dann auch ein bisschen Smalltalk mit Fahrern oder Fans, um den Kopf freizubekommen. Im Servicepark verschwinde ich dann auch mal ganz gerne im Teamtruck, um runterzukommen. Aber natürlich versuche ich in der Zeit zwischen den Etappen auch mit den Fans in Kontakt zu treten. Das bereitet mir immer großen Spaß.