ADAC Rallye Deutschland·19.8.2016

Meet the Crews session Tag 2: Die Stimmen nach Tag 1

Teilnehmer:

Jost Capito, Volkswagen Motorsport

Michel Nandan, Hyundai Motorsport

Malcolm Wilson, M-Sport World Rally Team

Andreas Mikkelsen, Volkswagen Motorsport

Sébastien Ogier, Volkswagen Motorsport

Thierry Neuville, Hyundai Motorsport

F:

Jost, lassen Sie uns mit Ihnen beginnen. Was waren Ihre Gedanken zu dem Fight da draußen? Sind Sie überrascht, dass Andreas Mikkelsen führt?

JC:

Guten Abend zusammen, vielen Dank fürs Kommen. Andreas hat einen fantastischen Job gemacht und wir hatten nicht erwartet, dass er die Rallye nach dem ersten Tag anführt, aber er ist sehr glücklich darüber, wie man sich vorstellen kann. Er war über den ganzen Tag hinweg der konstanteste Fahrer. Von daher ist er verdientermaßen in dieser guten Position.

F:

Mit Sicherheit. Wir haben einen wirklich guten Fight zwischen ihm, Sébastien Ogier, Thierry Neuville und Dani Sordo erlebt. Es ist toll, diese Art von Wettbewerb hier zu erleben, oder Jost?

JC:

Ja, es ist fantastisch, wie die ersten Vier hier wirklich um jede Sekunde kämpfen. Ich denke, für morgen ist alles offen. Die morgigen Prüfungen haben einen ganz anderen Charakter. Von daher werden wir auch eine andere Rallye erleben – aber hoffentlich mit dem gleichen Ergebnis.

F:

Wir hoffen, dass die Jungs auch weiterhin kämpfen, soviel ist sicher. Sprechen wir über Jari-Matti. Für ihn war der Morgen ja sehr enttäuschend. Wir haben ihn nicht im Ziel der ersten WP gesehen. Etwas mit dem Getriebe, was genau waren das für Probleme, Jost?

JC:

Ja, es war ein Getriebeproblem. Ein Gang steckte fest und dann brach das Getriebe. Wir haben keine Ahnung, woran es genau lag, denn nach dem Reglement dürfen wir erst nach der nächsten Rallye das Getriebe öffnen, so dass es Oktober sein wird, bis wir den Grund kennen. Bis dahin können wir nichts sagen.

F:

Jost, wie wir wissen, werden Sie persönlich nicht mehr so lange beim Team sein. Das hier ist die Heim-Rallye für Sie und Ihr Team - da wollen Sie sicher mit einem Highlight abschließen, mit dem Sieg. Wäre das nicht großartig für Sie?

JC:

Ja, es wäre fantastisch, meine Zeit bei Volkswagen Motorsport mit einem Sieg zu beenden. Es ist immer noch möglich, aber alles ist möglich. Es ist großartig, meine Zeit bei Volkswagen Motorsport mit der Rallye Deutschland abzuschließen. Meine Vorstellung war es immer, bis zur Rallye Deutschland zu bleiben – einfach weil es das Heimspiel ist. Es ist sehr emotional für mich und das Ende einer perfekten Geschichte.

F:

Kommen wir zu Michel Nandan. Wie ich schon zu Jost gesagt habe, erleben wir hier bislang einen fantastischen Kampf zwischen den Volkswagen- und den Hyundai-Fahrern. Thierry macht Druck, Dani hat heute gepusht. Können sie morgen überhaupt noch zulegen? Können Sie die Jungs von Volkswagens hier schlagen?

MN:

Ich hoffe, nein, ich weiß, dass sie ihr Bestes versuchen. Es ist ein schöner Fight an der Spitze. Ich weiß, dass sie eine sehr gute Rallye absolvieren, mit großem Kampfgeist. Morgen ist ein sehr schwieriger Tag mit den Panzerplatte-Prüfungen, die ziemlich lang sind. Jeder muss wirklich vorsichtig sein, um auf der Strecke zu bleiben. Die Prüfungen heute waren auch sehr schwierig, aber wir wissen, dass morgen noch ein anderes Kaliber kommt – ein großes.

F:

Es ist sicherlich eine große Prüfung morgen. Wie beeindruckt waren Sie heute von der Leistung Ihrer Jungs und war es ein Ziel, auf Sieg zu fahren? Hyundai war hier in der Vergangenheit schon so erfolgreich, wäre da nicht alles andere als der Sieg eine Enttäuschung?

MN:

Nun, wissen Sie, für uns ist es die erste richtige Asphalt-Rallye mit dem neuen i20 WRC. Es stimmt, dass wir uns darauf sehr intensiv vorbereitet habe. Wir hatten zwei gute Tests, weil wir ein bisschen mehr Asphalt-Erfahrung brauchten. Bereits im vergangenen Jahr waren wir viel mehr auf Schotter unterwegs als auf Asphalt. Von daher stimmt es, dass wir viel Wert auf die Vorbereitung gelegt haben. Wir wussten, dass wir hier eine Asphalt-Veranstaltung haben, also mussten wir auch ein bisschen mehr auf diesem Belag testen. Die Vorbereitung an sich verlief dann aber ganz ähnlich wie bei den anderen Rallyes, also nichts Besonderes. Natürlich möchten wir auch hier unsere Leistung bringen, es ist ja auch für uns eine Art Heim-Rallye. Gut, vielleicht waren wir von daher ein bisschen akribischer, aber im Grunde war es eine Vorbereitung wie für alle anderen Veranstaltungen auch.

F:

Ein Wort über Hayden Paddon, Ihren dritten Fahrer heute. Ich glaube, er hat sein Tag heute mit dem Wort "lebendig" beschrieben. Eine Untertreibung. Es gab da eine große Schrecksekunde am Anfang, aber dann hat er es zum Glück sicher bis zum Ende des Tages geschafft. Ich denke, dass sein Auto froh ist, im Service zu sein.

MN:

Ich denke, dass auch er recht glücklich darüber ist. Es gab tatsächlich eine große Schrecksekunde und ich glaube, es gab keine Prüfung, in der er nicht mit irgendwelchen Probleme zu kämpfen hatte. Schon beim Start. Und dann ein Reifenschaden auf der zweiten Prüfung. Dann ein Ausritt. Lassen Sie es mich so sagen: Er muss bei seinen Fahrten noch konzentrierter sein. Wir haben gesehen, dass die Prüfungen ziemlich schwierig sind, wie gesagt, und Hayden ist immer noch dabei, auf Asphalt zu lernen. Er muss dranbleiben und wahrscheinlich einfach nur etwas vorsichtiger sein.

F:

Nun zu Malcom Wilson von M-Sport. Malcom wäre es zu viel gesagt, dass es viele Leute interessiert, was Eric Camili an diesem Wochenende hier macht? Hier sind Sie vor ein paar Jahren zum ersten Mal auf Erics Talent aufmerksam geworden. Er war schon zweimal hier – allerdings nicht in einem World Rally Car. Heute Morgen auf der ersten Prüfung ist er nicht durchgekommen. Was genau ist da draußen passiert und was denken Sie darüber?

MW:

Wie die meisten sich denken können, bin ich enttäuscht, denn das hier war seine Veranstaltung... Hier hat er die meiste Erfahrung. Ich denke, die Tatsache, dass er hier schon zwei Mal gefahren ist, hat ihn ... hat er sich selbst ... unter zu großen Druck gesetzt, um unbedingt ein noch besseres Resultat zu erreichen. Ich bin wirklich enttäuscht. Der einzige Trost ist, dass kein Schaden am Auto entstanden ist. Er war nur ein paar Meter neben der Strecke, konnte aber nicht zurück. Immerhin kann er morgen weiterfahren und nützliche Erfahrungen sammeln, die er braucht.

F:

Werden Sie morgen nun verschiedenes mit ihm testen oder soll er "nur" Kilometer sammeln?

MW:

Am Wichtigsten ist es, dass er Kilometer sammelt und sein Vertrauen zurückbekommt und für die nächste Veranstaltung bereit ist.

F:

Mads Østberg und Ott Tänak fahren beide für M-Sport. Mads hat uns heute erzählt, dass er morgen auf dem Truppenübungsplatz schneller sein möchte. Er fühlt sich dort wohler. Was denken Sie über Mads heutige Leistung und über die von Herrn Tänak?

MW:

Sie sind beide hier und wir haben gesehen wie viele Probleme es heute gab. Wie wir gerade gehört haben ist morgen ein sehr, sehr schwerer Tag mit langen Wertungsprüfungen. Ich bin sicher, dass sich einige Dramen abspielen werden - besonders wenn es Regen geben wird. Dann wird es noch schwieriger, aber hoffentlich können sie dort ihre Positionen verbessern.

F:

Also, fangen wir dann an mit dem Führenden bei der Rallye am Ende des ersten Tages, das ist Andreas Mikkelsen. Hätten Sie sich vorgestellt, hier in der Mitte zwischen diesen beiden Herren zu stehen als Spitzenreiter am Ende des ersten Tages?

AM:

Nein, eher nicht. Natürlich habe ich gehofft, vorne mitmischen zu können, aber es war heute wirklich ein sehr guter Tag. Auf der ersten WP hatte ich wirklich Glück, aber wir sind ja nach wie vor im Rennen. Wir hatten einen ziemlich schweren Einschlag, aber es ist nichts passiert. Das zeigt ja auch, wie stark der Polo ist. Insgesamt war es ein guter Tag. Ich habe mein Bestes gegeben. Die anderen Fahrer hier machen einen hervorragenden Job, also müssen wir kämpfen, damit wir unsere Chancen wahren, aber es ist wirklich ein tolles Gefühl, den ersten Tag als Spitzenreiter abzuschließen.

F:

Viele Fahrer hatten heute ihre Aha-Erlebnisse. Ihr greift ja alle so viel wie möglich an, aber gibt es noch einige Reserven für morgen, Andreas? Können sie diese Fahrer auf die Plätze verweisen?

AM:

Also, ich werde es zumindest versuchen. Ich weiß, dass es ein schwieriger Tag werden wird. Auf der Panzerplatte hatte ich schon meine Schwierigkeiten, das Tempo zu finden. Ich weiß, dass Sébastien diese Prüfungen wirklich liebt. Er wird also angreifen, aber auch wir werden unser Bestes geben. Es wird schwierig, aber wir müssen unser Bestes geben.

F:

Sie sagten, dass Séb diese Prüfungen liebt, aber wie sieht es bei Ihnen aus? Wie ist Ihre Meinung über die morgigen Prüfungen? Freuen Sie sich darauf? Fühlen Sie sich dort wohl?

AM:

Ich fahre lieber dort, als in den Weinbergen. Ich bin wirklich kein großer Fan von diesen Prüfungen in den Weinbergen, sie sind sehr tückisch. Morgen sollte also ein guter Tag für uns sein. Ich hoffe, dass wir uns gegenüber den Vorjahren auf diesen Prüfungen verbessern können.

F:

Also, dann zu unserem Weltmeister, Sébastien Ogier. Séb, Sie hatten heute Vormittag einen großartigen Start. Wir wissen, dass Sie heiß darauf sind, einen Sieg einzufahren, denn es ist schon eine ganze Weile her, dass Sie zum letzten Mal ganz oben auf dem Podium standen. Ein großartiger Start auf WP1, dann ein kleiner Fehler auf WP2, aber es scheint, als ob alle heute irgendwann mal einen Fehler gemacht haben. Es war ein harter Tag, nichtwahr?

SO:

Ja, das war es. Aber ich bin der Meinung, dass diese Jungs einen großartigen Job gemacht haben. Sie haben wirklich angegriffen und sind schnelle Zeiten gefahren. Am Vormittag bin ich wohl etwas zu verhalten gestartet. Auf der ersten WP war es sicherlich ein Vorteil, Erster auf der Strecke zu sein. Sogar mit meiner vorsichtigen Fahrweise war ich dort Schnellster, aber dann hatten wir auf der zweiten WP einige Probleme. Die Bremsen funktionierten nicht optimal und ich habe auch einige Fehler gemacht. Aber okay, ich bin froh, dass ich jetzt in dieser Position bin und gute Chancen habe. Ich bin nah an Andreas dran. Thierry ist ebenfalls dicht auf. Morgen wird also der große Tag der ADAC Rallye Deutschland, wo normalerweise die Unterschiede gemacht werden. Andreas sagt, dass ich die Prüfungen mag, aber das ist nicht ganz richtig. Ich habe sie nie wirklich gemocht, aber ich war dort immer recht stark. Hoffentlich wird das auch morgen der Fall sein und ich hoffe einfach, dass wir drei oder vier Erstplatzierten keine Probleme haben, dort keine Reifenschäden einfahren und weiterhin einen so tollen Kampf haben werden, wie wir ihn heute hatten.

F:

Es muss wohl recht interessant und spannend sein, in einem solchen engen Kampf involviert zu sein. Für uns ist es hervorragend, zuschauen zu können, aber für Sie als Fahrer muss es ja auch toll sein.

SO:

Ja, für mich ganz besonders, denn es ist lange her, dass ich um den Sieg mitfahren konnte. Somit habe ich den heutigen Tag genossen. Das bisherige Gefühl ist gut, aber wie gesagt, musste ich erst einmal aufwachen, denn diese Jungs hier sind sehr schnelle Zeiten gefahren. Danach musste ich etwas mehr angreifen, um den Rückstand zu reduzieren. Ich freue mich, dass das geklappt hat und dass ich etwas näher gekommen bin. Ich freue mich auch, dass Andreas gesagt hat, dass er keine Reserven mehr hat, denn er war heute schon recht flott unterwegs.

F:

Séb, hat sein Speed Sie überrascht?

SO:

Es war keine wirkliche Überraschung, denn wir wissen, dass er ein starker Fahrer ist, der überall schnell sein kann. Das wissen wir mittlerweile. Wir wissen, dass er gut mitmischen kann und das macht es spannend. Es war also keine Überraschung, aber gegenüber dem Vorjahr hat er sich hier sicherlich verbessert und heute war er von uns der Schnellste. Das heißt, dass wir uns morgen verbessern müssen, wenn wir ihn einholen wollen.

(Zusammenfassung Sébastien Ogier auf Deutsch)

F:

Dann machen wir weiter mit dem Fahrer auf Platz drei, das ist Thierry Neuville. Es war ein fantastischer Tag für Sie heute. Sie waren auf Platz zwei, aber dann haben sie auf der letzten Prüfung, dieser kurzen WP, diese Platzierung noch verloren. Insgesamt aber, Thierry, war es ein toller Tag.

TN:

Der Tag war in Ordnung. Wir sind gut in die Rallye gestartet, das war schön. Heute Nachmittag war ich sehr zuversichtlich, aber dann habe ich am Nachmittag zwei Fehler gemacht. Ich habe mich einmal gedreht und dabei drei oder vier Sekunden verloren. Auf der letzten WP habe ich es dann übertrieben, so dass ich von der Linie abkam und einige Sekunden verlor. Die Konkurrenz war recht schnell, aber wir sind nach wie vor auf Platz drei und nahe am ersten Platz dran, also pushen wir weiterhin und schauen wir, was der morgige Tag bringen wird.

F:

Was halten Sie von den Prüfungen auf dem Truppenübungsplatz? Wie stark sind Sie dort? Sind Sie zuversichtlich?

TN:

Hoffentlich ist das für mich im Vergleich zu diesen beiden Fahrern ein Vorteil, denn sie mögen diese Prüfungen nicht besonders, aber ich liebe sie wirklich. Hoffentlich hilft mir das, aber wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu sehr pushen. Die Bedingungen werden morgen schwierig. Wir sehen jetzt, dass der Regen fällt. Der Belag wird schmierig. Ich werde mein Bestes geben. Wir hatten heute einen sehr guten Start. Wir sind die schnellste Hyundai-Mannschaft und nah am ersten Platz dran. Ich glaube nicht, dass wir viel besser hätten sein können.

F:

Hilft Ihnen diese umfangreiche Unterstützung? Sie sind hier bei der ADAC Rallye Deutschland näher an Ihrer Heimat als bei jeglichen anderen Rallyes. Auch der Fanclub ist vor Ort.

TN:

Ja, klar, aber die sind überall. Es ist keine Überraschung, sie jetzt hier zu sehen, aber bei dieser Rallye kommen immer besonders viele Leute. Es war schön, heute so viele belgische Fahnen auf den Prüfungen zu sehen, aber insgesamt waren viele Zuschauer da, das ist ein gutes Zeichen für die Rallye-WM.

F:

Ihr Bruder Yannic fährt ebenfalls. Verfolgen Sie seine Zeiten, oder konzentrieren Sie sich nur auf Ihre eigenen Zeiten?

TN:

Ich schaue mir immer die WP-Zeiten an. Er ist recht ordentlich unterwegs. In der Gesamtwertung ist er an 16. oder 17. Stelle, bei seinem ersten Auftritt mit einem wirklich schnellen Auto in der Rallye-WM. Ich denke, das ist recht gut. Natürlich hatte auch er Schwierigkeiten. Auf der zweiten WP am Vormittag hat er eine Felge gebrochen, aber er fährt nach wie vor, also läuft es gut für ihn.

(Zusammenfassung Thierry Neuville auf Deutsch).