ADAC Rallye Deutschland·21.8.2013

Pressekonferenz vor der Rallye: Mathematisch könnte es klappen

Teilnehmer:

Sébastien Ogier, Volkswagen Motorsport

Thierry Neuville, Qatar World Rally Team

Dani Sordo, Citroën Total Abu Dhabi World Rally Team

Malcolm Wilson, Qatar M-Sport World Rally Team

F:

Sébastien, diese ist die erste Rallye bei der du dir vorzeitig den Fahrertitel sichern kannst. Wie sehr denkst du vor der Veranstaltung darüber nach?

SO:

Ich denke nicht wirklich darüber nach. Mathematisch könnte es klappen, aber normalerweise sollte es dieses Wochenende noch nicht passieren. Ich wünsche Thierry (Neuville) und Jari-Matti (Latvala) keine Probleme, obwohl ich natürlich gerne gewinnen möchte. Eine gute Leistung hier ist für mich das wichtigste Ziel, und auch für mein Team, da es ja die Heimrallye ist.

F:

Du hast diese Rallye schon einmal gewonnen, was ist das Erfolgsgeheimnis hier in Deutschland?

SO:

Es gibt kein wirkliches Geheimnis. Wie in jeder Rallye, muss man von Anfang an eine gute Leistung zeigen. Der Kampf wird interessant, aber ein Geheimnis gibt es nicht.

F:

Diese Rallye ist die Heimrallye für dein Team. Was bedeutet es für dich, für Volkswagen auf eigenem Terrain zu fahren und denkst du überhaupt darüber nach?

SO:

Nein, normalerweise denke ich nicht großartig darüber nach. Ich mache meinen Job, wie immer. Vor dem Rallye hatte ich schon mehr Anfragen für Interviews und Fragen, die ich beantworten musste, aber wenn die Rallye einmal losgeht, wird es sein wie immer.

F:

Im Shakedown warst du lediglich Vierter. War da irgendwas los?

SO:

Ich bin sicherlich nicht mein bestes Shakedown gefahren, aber morgen startet die Rallye erst richtig. Wir haben einige Sachen ausprobiert und bei meinem letzten Durchgang hatte ich ein kleines technisches Problem, aber nichts, das nicht gelöst werden kann. Ich bin zuversichtlich für die Rallye.

F:

Ist es dein Ziel, hier zu gewinnen?

SO:

Ja, das ist auf jeden Fall mein Ziel. Natürlich denke ich immer über den Gewinn der Meisterschaft nach, das ist ja das Hauptziel, aber zunächst einmal möchte ich gewinnen.

F:

Thierry, du bist aktuell geteilt Zweiter in der Fahrerwertung mit Jari-Matti Latvala. Deine Leistung auf Schotter war sehr beeindruckend, aber jetzt folgt der Wechsel auf Asphalt, ein Belag, auf dem du besser zuhause bist. Wirst du angreifen, um hier siegen zu können?

TN:

Das weiß ich noch nicht, ich bin immer noch dabei, das Auto auf Asphalt kennenzulernen. Natürlich habe ich jede Menge Erfahrung auf Asphalt, aber auf Schotter fühle ich mich auch mehr und mehr zuhause. Aber jetzt fahren wir eben auf Asphalt, und ich muss sehen, wie es läuft.

F:

Kannst du uns sagen, wie deine Strategie aussehen wird?

TN:

Mein Ziel ist es, aufs Podium zu fahren. Ich will wirklich aufs Podium. In der Meisterschaft bin ich punktgleich mit Jari-Matti. Wenn er um den Sieg kämpft, will ich versuchen, nah an ihm dranzubleiben. Es gibt noch einige Dinge bezüglich Abstimmung, die wir während der Rallye herausfinden müssen, aber wenn wir das geschafft haben, können wir schnelle Zeiten fahren und dann werden wir wettbewerbsfähig sein.

F:

Als du für dieses Jahr beim M-Sport unterschieben hast, hättest du erwartet, dass du in dieser Phase der Saison Zweiter in der Meisterschaft sein würdest?

TN:

Nein, auf gar keinen Fall. Das Vorjahr war sehr schwierig für uns, aber in dieser Saison läuft es richtig gut. Die Leute bei M-Sport machen einen tollen Job. Ich fühle mich wirklich zuhause, fühle mich wie ein richtiger Werksfahrer, und das macht mich noch zuversichtlicher.

F:

In Finnland haben wir einen großartigen Kampf gesehen. Wird es hier wieder so etwas Ähnliches geben?

TN:

Schwierig zu sagen, ob wir hier wieder einen solchen Kampf sehen werden, aber ich hoffe es auf jeden Fall. Der Kampf in Finnland war hervorragend für die Show und für den Sport. Wir brauchen mehrere Kämpfe wie diese. Lasst uns kämpfen, hoffen wir, dass niemand ein Problem hat, und dass der Beste gewinnt.

F:

Dani, Asphalt ist deine Spezialität, aber liegt hier in Deutschland nicht auch viel Druck auf deinen Schultern, weil du eine Leistung bringen musst?

DS:

Ich fühle mich sehr wohl. Dieser Belag liegt mir besser, und das Auto in diesem Zustand, die Strecken sind schön zum Fahren. Ich möchte eine gute Leistung bringen, aber vor allem möchte ich Spaß haben, und wenn ich Spaß habe, kann ich eine gute Leistung bringen.

F:

Wirst du irgendwelche Risiken eingehen, um ein gutes Ergebnis einzufahren?

DS:

Hier kann jeder gewinnen. Natürlich werde ich versuchen, um den Sieg oder um Podiumsplätze mitzukämpfen. Ich mag diese Rallye und mit meiner Erfahrung werden wir hier gut abschneiden können.

F:

Wie war für dich das Shakedown?

DS:

Ich bin recht zufrieden mit dem Verlauf des Shakedowns. Heute haben wir zwei verschiedene Sachen ausprobiert, aber zum Schluss sind wir doch wieder auf die normale Abstimmung zurückgegangen.

F:

Die Entscheidung, dass du nicht in Australien an den Start gehst, wie wurde die getroffen und was ist deine Meinung dazu?

DS:

Australien ist zu weit zum Fliegen… (lacht). Natürlich bin ich enttäuscht, aber ich war auf Schotter nicht sehr zuversichtlich. Kris (Meeke) hat in Finland eine gute Leistung abgeliefert, und wenn er dem Team etwas mehr helfen kann, dann ist es gut. Letztendlich haben wir die Entscheidung zusammen getroffen.

F:

Malcolm, was ist deine Einschätzung zu Thierrys bisheriger Leistung? Hattest du erwartet, dass er so gut abschneiden würde?

MW:

Also, natürlich habe ich gehofft, dass er gut abschneiden würde. Besonders die letzten Veranstaltungen waren wirklich ermutigend. Er und Nicolas (Gilsoul) haben eine großartige Leistung abgeliefert. Sie arbeiten sehr gut mit den Ingenieuren zusammen und haben Wege gefunden, das Auto besser zu machen. Jetzt werden sie auch für ihren Einsatz belohnt.

F:

Glaubst du, dass dein Glauben an junge Fahrer sich nun bezahlt macht?

MW:

Ja, es ist sicherlich ermutigend, zu sehen, dass sie so gut abschneiden. Wir haben einige kleine Verbesserungen am Auto durchgeführt. Dank Thierry gibt es einen richtigen Aufschwung im Team. Vor zwölf Monaten wussten wir nicht einmal, ob wir in diesem Jahr überhaupt in der Rallye-WM dabei sein würden, und nun ist er Zweiter in der Fahrerwertung. Das ist wirklich toll!

F:

Werden wir Euch 2014 in der Rallye-WM wiedersehen?

MW:

Also, das ist auf jeden Fall der Plan. Andere Pläne habe ich nicht. Wir wissen, dass wir ein wettbewerbsfähiges Auto haben, und das Einfrieren des technischen Reglements für nächstes Jahr bedeutet, dass wir auch 2014 wettbewerbsfähig sein werden, was für die Fahrer gut zu wissen ist. Wenn man betrachtet, was in Finnland geschehen ist, das hat unser Sport jahrelang vermisst.

F:

Abgesehen von Volkswagen ist der Fahrermarkt weit offen. Hoffst du, deine aktuellen Fahrer behalten zu können?

MW:

Wenn man sich den Fortschritt anschaut, den Thierry und Mads (Østberg) gemacht haben, warum sollten wir dann wechseln wollen? Aber für mich ist das Wichtigste, sicherzustellen, dass wir weiterhin mit einem wettbewerbsfähigen Team in der Rallye-WM an den Start gehen können, und dann kann ich die Fahrer auch behalten.

F:

Bis wann willst du deine Entscheidung über eine WM-Teilnahme getroffen haben?

MW:

Historisch gesehen war es in den vergangenen Jahren immer das Datum, an dem bei der FIA Nennschluss war. Ich hoffe, dass es in diesem Jahr etwas schneller passiert. Wir führen momentan Gespräche, aber ich kann noch nichts sagen.

F:

Thierry war in diesem Jahr bereits oft auf dem Podium. Glaubst du, dass er in diesem Jahr auch einen Sieg einfahren kann?

MW:

Ich wüsste nicht, warum nicht. Für seine Karriere ist es das Beste, wenn er in einer Position ist, um Siege mitzufahren, und dann kann er auch gewinnen, wie jeder andere Fahrer auch.

FIA WRC-2-MEISTERSCHAFT

Teilnehmer:

Robert Barrable

Sepp Wiegand

F:

Robert, in Finnland bist du erstmals mit dem R5 gefahren. Welchen Eindruck hast du vom Auto?

RB:

Das Auto unterscheidet sich völlig vom S2000, und man sollte nicht vergessen, dass es das erste R5-Auto ist. Das wird die Messlatte für alle anderen Hersteller. Wir wissen nicht, wie er sich auf Asphalt verhält. Manche Prüfungen hier muss man wirklich mit Respekt angehen, besonders in den Weinbergen.

F:

Da du über mehr Erfahrung auf Asphalt verfügst, glaubst du, dass du hier um den Sieg mitfahren kannst?

RB:

In den Weinbergen muss man schön und sauber fahren, während die Panzerplatte den Strecken in Irland ähnlich sieht. Jeder einzelne Tag ist fast wie eine eigene Rallye. Die ersten anderthalb Tage sind schön und flüssig, der zweite Teil verlangt eine agressivere Fahrweise.

F:

Was sind deine Ziele für diese Rallye?

RB:

Es sind nur 13-14 WRC-2-Fahrer hier, die Zeitunterschiede werden voraussichtlich nicht so groß sein. Wir fahren nun auf Asphalt, was unser Lieblingsbelag ist. Die Rallye ist lang, wir müssen unsere Trümpfe zum richtigen Zeitpunkt ausspielen.

F:

Sepp, du bist mit einem Sieg in Monte Carlo in die Saison gestartet, nun fährst du in deiner Heimat. Wer sind deine wichtigsten Gegner auf dem Asphalt in Deutschland?

SW:

Die Monte war für uns unglaublich. Schweden war meine erste Rallye auf Eis und Schnee. In Portugal hatten wir einige Probleme und haben viel Zeit verloren, aber wir waren dennoch auf dem Podium. Auf Sardinien sind wir am ersten Tag ausgeschieden. Nun steht Deutschland bevor. Bei der Barum-Rallye im Vorjahr bin ich zuletzt auf Asphalt gefahren, aber wir sind zur Vorbereitung auf diese Rallye auch die Rallye Wartburg gefahren.

F:

Ist ein Sieg hier möglich?

SW:

Ein Sieg wird sehr schwierig. Es sind viele gute Fahrer hier, und es gibt diese neue R5-Klasse. Ich weiß nicht wirklich, wie schnell dieses Auto ist. In den Spitzkehren braucht man jede Menge Drehmoment. Wir haben keinen Turbomotor, es wird also nicht leicht, aber wir tun unser Bestes.

F:

Spürst du zusätzlichen Druck, da du hier in Deutschland fährst?

SW:

Ja, es gibt auf jeden Fall mehr Druck als normal. Für uns und für das Team ist es etwas Besonderes, vor allem eine WM-Rallye in Deutschland. Ich habe viele Fans und ich werde es genießen, aber es gibt auch mehr Druck.

FIA WRC 3 CHAMPIONSHIP

Teilnehmer:

Christian Riedemann

Federico Della Casa

F:

Christian, stehst du unter besonderem Druck ein gutes Resultat zu erzielen, weil es eben dein Heimspiel ist?

CR:

Natürlich spüre ich den Druck. Finnland war nicht so gut für uns, der Motor streikte. Wir brauchen dringend einige Punkte, um wieder beim Titelkampf dabei zu sein. Hier kenne ich einige Prüfungen, und das sollte helfen.

F:

Ist hier gar ein Sieg möglich?

CR:

Beim Shakedown konnten wir sehen, dass vier oder fünf Fahrer innerhalb von drei Sekunden lagen. Das wird also eng. Ich hoffe, wir können uns vorne halten. Es ist eine lange Rallye und besonders Baumholder hat seine Tücken. Die Panzerplatte ist dort noch eine ganz besondere Spezialität. Die beiden neuen Prüfungen in der Eifel mag ich sehr. Und hier müssen wir bereits morgen mit hohem Tempo kämpfen.

F:

Federico, nach drei Schotter-Rallyes musst du nun auf Asphalt umschalten. Was für ein Gefühl hast du dabei?

FDC:

Dies ist meine erste WM-Rallye auf Asphalt. Ich habe bei den anderen Rallyes schon genug Fehler gemacht. Ich will hier unbedingt ins Ziel, also muss ich ganz schnell den richtigen Tempo-Rhythmus finden.

F:

Bist du mit deiner Fahrzeugabstimmung zufrieden?

FDC:

Ja, sie ist ziemlich gut. Das Handling ist sehr gut, und ich hoffe die Zielrampe zu sehen.

F:

Du hast gesagt, dass du in früheren Rallyes so einige Fahler gemacht hast. Was kannst du tun, um bei den kommenden Rallyes bessere Resultate zu erreichen.

FDC:

Ich hoffe natürlich, Punkte zu erobern, doch mein Hauptziel für diese Saison ist, Erfahrungen zu sammeln.

FIA JUNIOR WRC CHAMPIONSHIP

Teilnehmer:

Jose Suarez

Murat Bostanci

F:

Jose, du bist momentan Zweiter im Junior WRC Championat, und wir haben dich auch schon auf griechischem Schotter siegen sehen, dabei hast du auf Asphalt die größeren Erfahrungen. Wie groß sind deine Sieg-Hoffnungen an diesem Wochenende?

JS:

Ich bin glücklich, wieder auf Asphalt zu fahren. Aber das kann ein trügerisches Gefühl sein, denn wir müssen kühlen Kopf bewahren und an den Titel denken.

F:

Wie hast du dich auf diese ADAC Rallye Deutschland vorbereitet?

JS:

Ich habe bei der spanischen Asphalt-Meisterschaft teilgenommen und bin gleich fünf Rallyes auf Asphalt gefahren.

F:

Was ist hier die größte Herausforderung für dich?

JS:

Die Fahrt zwischen Trier und Köln! Nein, im Ernst: Die Panzerplatte ist die große Herausforderung, und da sind vorher noch so einige harte Prüfungen. Wir haben nur 16 Reifen, und das wird schwierig werden.

F:

Mit deinen bisherigen Resultaten hast du gute Titelchancen. Wie weit ist das während der Rallye deinem Hinterkopf?

JS:

Es ist mein drittes Wettbewerbsjahr, und ich steckte bislang noch nicht in dieser Situation. Natürlich werde ich versuchen, cool zu bleiben.

F:

Wir haben dich bei der WRC Akademie erlebt und nun seit drei Jahren in der Junior-WM. Was wird die nächste Station sein?

JS:

Ich kann es jetzt nicht sagen. Es ist noch zu früh. Wir werden nach der Saison weiter sehen.

F:

Murat, wie groß ist deine Erfahrung auf Asphalt?

MB:

Ich komme aus der Türkei, und der dortige Asphalt ist mit dem hiesigen nicht vergleichbar. Meine Teilnahme beim Eastern Rally Cup 2012 in einem Fiesta war eine gute Vorbereitung für diese Rallye. Diese Rallye ist mit keiner meiner bisherigen Veranstaltungen zu vergleichen. Es gibt hier so viele komplizierte Prüfungen und Kurven – das ist eine Riesenherausforderung für uns.

F:

Wir haben auch schon deine schnellste Zeit in Finnland registriert. Was hoffst du, hier zu erreichen?

MB:

Die Bestzeit auf der ersten Prüfung in Finnland zu setzen, ist eine gute Erinnerung, auch wenn wir danach einen großen Unfall hatten. Immerhin haben wir erlebt, dass wir wettbewerbsfähig sind. Die erste Saisonhälfte war nicht so gut für uns – drei Ausfälle. Ab jetzt haben wir drei Asphalt-Rallyes und da will ich dreimal ins Ziel kommen. Auf einzelne Bestzeiten schaue ich dabei nicht so sehr.

F:

Wie hast du dich auf diese Rallye vorbereitet?

MB:

Dieses Jahr fahre ich die türkische Meisterschaft mit einem Fiesta S2000 und die Junior-WM. In der Türkei habe ich in dieser Saison schon drei Asphalt-Rallyes bestritten und dann einen Testtag im Fiesta R2 in Deutschland absolviert. Das ist alles.

F:

Du warst letzte Woche auch auf dem Nürburgring…

MB:

Ja, letzte Woche habe ich mir das DTM-Rennen auf Einladung von Hankook angeschaut. Ich traf dort auch einige Fahrer, und es war eine interessante Erfahrung. Doch ich bevorzuge mehr die Rallyes.