ADAC MX Masters 

ADAC MX Masters·17.12.2019

Interview Tanel Leok : Ich liebe den Motocross-Sport

Tanel Leok ist einer der dienstältesten Fahrer in der Motocross-Szene. Der Este fährt seit über 18 Jahren auf höchstem Niveau in der Weltspitze und tritt seit letztem Jahr mit seinem eigenen Team A1M Husqvarna an. Wir haben uns mit dem sympathischen Familienvater über seine Motivation, seine aktuelle Situation und das Geheimnis, wie man so lange Spitzensport betreiben kann, unterhalten.

Tanel, du bist 34 Jahre alt und seit 2001 in der Motocross-Weltmeisterschaft aktiv. Wie schafft man es so lange erfolgreich in so einem harten Sport zu bestehen?

Ich habe mit dem Motocross begonnen als ich ein kleiner Junge war. Damals habe ich diesen Sport sofort wahnsinnig gern gemocht, und das ist bis heute genau so geblieben. Ich fahre nicht nur um Erfolge zu feiern oder Geld zu verdienen. Ich kann damit leben, dass mich einige jüngere Fahrer im Rennen überholen, daran zerbricht mein Ego nicht. Versteh mich nicht falsch, ich möchte immer mein Bestes geben aber ich kann auch mit einem Rennen zufrieden sein, wenn ich nicht unter den Top Ten ins Ziel gekommen bin. Zu guter Letzt reicht es, wenn ich genug Geld verdiene um meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Ich finde es gibt keinen besseren Beruf als Motocrossprofi, deshalb genieße ich meinen Job an jedem Wochenende.

Wie alt warst du bei deinem ersten Rennen und hast du noch einen Überblick wie oft du schon an der Startmaschine gestanden bist?

Ich habe mit fünf Jahren zum ersten Mal auf einem Motorrad gesessen. Das erste Rennen bin ich im Alter von sieben Jahren gefahren. Wie viele Rennen ich insgesamt gefahren bin, weiß ich beim besten Willen nicht mehr, aber es waren auf jeden Fall mehr als 250 Grands Prix in der Weltmeisterschaft.

Was waren deine größten Erfolge?

Das sind sicher meine beiden Junior-WM-Titel und die drei Grand Prix-Siege, die ich in meiner Karriere erringen konnte. Außerdem betrachte ich es als großen Erfolg, dass ich in der Lage war über 250 Grands Prix zu fahren und mein Land 18 Mal beim Motocross der Nationen zu vertreten. Und zwar 18 Mal im Finale - die MXoN-Teilnahmen zählen nämlich nur, wenn man sich auch für die Finalläufe qualifiziert hat.

Was ist der wichtigste Tipp, den du einem jungen, aufstrebenden Fahrer geben kannst?

Am wichtigsten ist der unbedingte Wille! Um in der Weltmeisterschaft Fuß fassen zu können, muss man das wirklich wollen und bereit sein dafür zu arbeiten. Talent alleine reicht dazu nicht. Ich habe wohl nicht allzu viel Talent, aber wenn jemand kommt, der Talent hat und einen starken Willen und dazu bereit ist hart zu arbeiten, so jemand wie zum Beispiel Jeffrey Herlings, dann sieht man was wirklich möglich ist in diesem Sport.

Du fährst mittlerweile in deinem eigenen Team und hast mehrere Fahrer am Start. Wer ist 2019 für dich gefahren und wie ist das Team organisiert?

Wir sind keine große Mannschaft, aber wir haben natürlich Mechaniker und einige Leute, die sich um verschiedene Dinge kümmern. Kurioserweise ist einer meiner Sponsoren auch mein Mechaniker, wir sind alle recht eng beisammen und kennen uns gut. Ich versuche dabei alle Jobs auch mal selbst zu machen. Ich fahre den Truck, ich schraube an den Bikes und arbeite im Hintergrund. Um das Team gut zu leiten, muss ich wissen, was bei jedem der Jobs zu erledigen ist. Ich könnte mir im Moment nur schwer vorstellen, außerhalb der Motocross-Szene zu arbeiten. Das ist auch eine der Ideen hinter dem Team, evtl. werde ich es auch nach meiner aktiven Zeit betreiben. Aber um Sponsoren zu finden, benötigst du auch sehr gute Fahrer. Einer unser Fahrer, Roland Edelbacher hat sich leider schon sehr früh verletzt und so mussten wir die komplette Saison auf ihn verzichten. Dafür haben wir ungefähr zur Saisonmitte Cyril Genot als Ersatz ins Team aufgenommen. Er ist ebenfalls ein starker, vielversprechender Fahrer. Ansonsten haben wir noch einige Piloten in der EM und nationalen Meisterschaft am Start.

Du bist dieses Jahr alle WM-Läufe und fast alle Rennen des ADAC MX Masters gefahren, hattest also so gut wie kein freies Wochenende. Ist das nicht mental und körperlich sehr belastend?

Nicht nur die WM und Masters, ich hatte seit Ende Januar jedes Wochenende ein Rennen! Mein einziges freies Wochenende hatte ich, weil ein Rennen der niederländischen Meisterschaft gestrichen wurde. Aber das war vielleicht doch etwas zu viel, vor allem wenn man bedenkt, wie lange wir oft unterwegs sind, um zu den Rennen zu kommen. Unter der Woche stehen dann manchmal noch Tests an, es gibt wirklich viel zu tun.

Wie bist du auf die Idee gekommen, die komplette ADAC MX Masters Saison 2019 zu bestreiten?

Roland Edelbacher hat mich auf die Idee gebracht, denn er wollte unbedingt hier starten. Deshalb habe ich auch mit dem Gedanken gespielt und schließlich waren alle im Team dafür, dass ich auch starten soll. Allerdings hatte ich mich zu diesem Zeitpunkt auch schon für die nationale Meisterschaft in Estland eingeschrieben. Alles in allem wurde es dann wohl ein wenig zu viel für mich, aber so ist es nun mal gelaufen. Vielleicht wäre es besser gewesen ich hätte mich nur auf das ADAC MX Masters und die WM konzentriert. Aber im Nachhinein ist man immer schlauer, es war schon Okay so.

Viele Crosser hängen den Helm an den Nagel, bevor sie 30 Jahre alt sind. Wie lange möchtest du noch im Sattel sitzen und wie sind deine Pläne für die Zeit danach?

Nächstes Jahr werde ich auf jeden Fall wieder fahren, aber ich denke ich werde versuchen mein Programm ein klein wenig runterzufahren, hie und da mal ein freies Wochenende wäre vermutlich nicht schlecht. Aber ich habe nach wie vor sehr großen Spaß am Motocross. So lange sich das nicht ändert und ich Sponsoren finde, die mitziehen, werde ich weiterfahren. Was danach passiert werden wir sehen, aber ich hoffe, dass ich dem Sport treu bleiben kann.