ADAC MX Masters·23.4.2019

Interview Mike Stender: 'Ich brauchte eine neue Motivation'

Der 27-jährige Mike Stender stammt aus dem hohen Norden Deutschlands und ist seit vielen Jahren eine feste Größe in der nationalen Motocross-Szene. Stender fuhr viele Jahre für das Castrol Power 1 Suzuki Motobase Team von Michi Peters. Ende letzten Jahres wechselte der Eutiner recht überraschend zum Kosak Racing Team und hat sich für die bevorstehende Saison einiges vorgenommen.

Mike, du hattest dir letztes Jahr eine schwere Knieverletzung zugezogen und warst sehr lange außer Gefecht. Ist dein Knie mittlerweile wieder voll belastbar und wie geht es dir derzeit gesundheitlich?

Die Verletzung ist jetzt gut neun Monate her und es war damals ziemlich viel im Knie kaputt gegangen. Kreuzbänder, Innen- und Außenband sowie der Meniskus waren gerissen und wurden bei einer Operation wiederhergestellt. Ende Dezember konnte ich dann wieder ins Fahrtraining einsteigen und heute habe ich glücklicherweise überhaupt keine Beschwerden mehr mit dem Knie und fühle mich sehr gut damit. Auch von der Kraft im Bein betrachtet, bin ich wohl wieder fast auf dem vorherigen Niveau.

Die meisten Fans kennen Mike Stender auf einer Suzuki. Für die aktuelle Saison bist du jedoch ins Kosak Racing Team gewechselt. Wie kam es dazu und was waren deine Beweggründe?

Ich hatte Ende des Jahres einige Verhandlungen mit meinem damaligen Teamchef Michi Peters und wir sind uns nicht zu hundert Prozent einig geworden. Zudem fehlte mir durch die insgesamt drei Verletzungen im letzten Jahr ein wenig die Motivation. Ich habe daher beschlossen, dass ein Tapetenwechsel sicher gut für mich wäre und so habe ich mich nach etwas Neuem umgeschaut.

Wie fühlt es sich an in einem neuen Team und auf einem anderen Bike?

Anfänglich muss sich natürlich erst mal wieder alles einspielen, aber ich konnte meinen Mechaniker mit ins Kosak Racing Team nehmen und so ging die Eingewöhnung eigentlich recht flott. Mit Herbert Kosak und meinem Sponsor Michael Ahrens komme ich richtig gut klar und von daher macht es im neuen Team auch richtig Spaß. Das ist mir sehr wichtig, denn der Sport soll ja auch Freude bereiten.

Welche Unterschiede spürst du in Sachen Motorrad? Inwiefern unterscheidet sich die KTM von der Suzuki und war die Umstellung für dich schwierig?

Die Umstellung auf ein neues Motorrad ist natürlich nicht einfach, aber wir sind mittlerweile mit der Abstimmung auf einem sehr guten Stand und ich fühle mich richtig wohl auf der KTM. Der größte Unterschied ist sicher die Gabel mit Luftfederung. Mit so etwas war ich vorher noch nie gefahren, das hat schon ein wenig Umstellung erfordert. Der Motor der KTM ist extrem stark und kommt deshalb auch mit einem Viergang-Getriebe aus, auch daran muss man sich natürlich gewöhnen. Die Rahmengeometrie der KTM liegt mir wirklich gut und von daher fühle ich mich schon jetzt sehr wohl auf dem neuen Bike.

Wie gestaltest du dein Training? Kümmerst du dich selbst darum oder arbeitest du mit einem professionellen Trainer zusammen? Und wie wichtig ist der körperliche Part, wenn man auf so hohem Niveau fährt?

Ich arbeite auf diesem Gebiet schon seit einigen Jahren mit Peter Kartmann von PeKaFIT in Aschaffenburg zusammen. Er schreibt für mich die Trainingspläne und führt regelmäßig Leistungstests durch. Der körperliche Part ist im Motocross extrem wichtig, denn nahezu alle Top-Fahrer sind auch konditionell in sehr guter Verfassung. Letztlich hilft das auch mental ungemein, wenn du an der Startmaschine stehst und sicher bist, dass du dein Tempo über die komplette Renndistanz durchziehen kannst. In der Vorbereitung trainiere ich an sechs Tagen in der Woche, während der Saison reduziert sich das dann ein wenig, sodass man an den Rennwochenenden immer richtig fit ist.

Welche Ziele hast du dir für die bevorstehende Saison gesetzt?

Die DM Open möchte ich dieses Jahr schon gerne gewinnen. Im ADAC MX Masters würde ich gerne in der Endabrechnung unter den Top Fünf landen.

Welche Fahrer im ADAC MX Masters werden dieses Jahr deine größten Gegner sein?

Von den deutschen Fahrern schätze ich Stefan Ekerold sowie Tim und Tom Koch stark ein. Zudem ist Lukas Neurauter dieses Jahr sehr gut aufgelegt und könnte weit vorne mitfahren. Und dann kommen natürlich immer einige starke WM-Fahrer, die an der Spitze mitmischen werden. Aber ich möchte die ganze Saison über konstant gut fahren und dann schauen wir mal was dabei herausspringt.

Lebst du komplett vom Motocross oder gehst du auch einem "normalen" Beruf nach?

Leider kann ich nicht komplett vom Sport leben, das funktioniert einfach nicht. Ich habe jedoch das Glück, dass wir in der Familie eine freie Kfz-Werkstatt haben, in der ich arbeiten kann. So gibt es oft ein wenig Spielraum, wenn ich mal nachmittags frei nehmen muss, um zu trainieren. Aber wenn viel Arbeit da ist, geht der Job natürlich vor.

Du hattest in den letzten Jahren schon mit einigen Verletzungen zu kämpfen. Wie sehen deine langfristigen Pläne für die Zukunft aus? Liebäugelst du noch einmal mit einer internationalen Karriere oder konzentrierst du dich lieber auf die heimischen Rennen? Und gibt es schon Pläne für die Zeit nach dem Motocross?

Ich werde schon noch ein, zwei WM-Läufe fahren, das sehe ich dann aber mehr als Training. Das Fahrerfeld in der WM ist richtig stark und die Kosten sind extrem hoch. Das ist für mich, alleine vom Aufwand und den Kosten her betrachtet, überhaupt nicht zu realisieren. Deshalb ist die Weltmeisterschaft nicht wirklich ein Thema für mich. Ich bin jetzt in einem neuen Team und möchte in den nächsten beiden Jahren auf nationaler Ebene nochmal richtig angreifen, danach werden wir weitersehen. Vielleicht werde ich auch irgendwann mal ein paar Enduro-Rennen fahren, aber das steht noch in den Sternen. Langfristig gesehen werde ich unsere Firma übernehmen und vielleicht noch eine Motocross-Schule eröffnen.