ADAC MX Masters 

ADAC MX Masters·22.10.2019

Interview Dennis Ullrich: "Ich habe 2018 viel gelernt"

Dennis Ullrich ist als fünffacher Champion des ADAC MX Masters der bisher erfolgreichste Fahrer der Serie. Der Kämpfelbacher hat alle Stationen der Jugendklassen durchlaufen und gilt seit Jahren als einer der besten deutschen Motocrosser. Im letzten Jahr fiel Ullrich durch ein ehrgeiziges Projekt mit seinem eigenen Team und dem Einsatz einer Zweitakt-Maschine auf. Obwohl das Experiment, rein von den Ergebnissen her betrachtet, nicht von großem Erfolg gekrönt war, bereut Ullrich den Schritt nicht und versichert viel dabei gelernt zu haben.

Dennis, wie kamst du auf die Idee im letzten Jahr mit dem Zweitakter zu fahren und hast du deine Entscheidung während der Saison 2018 bedauert?

Nein, ich habe die Entscheidung nicht bedauert. Auf vielen Strecken hatte ich richtig Spaß, manchmal war es allerdings auch anstrengend, weil ich mir mitunter auch sehr schwer getan habe, mit dem Zweitakt-Bike gegen die Konkurrenz auf den stärkeren 450er Maschinen. Insgesamt betrachtet, hat es mich jedoch sicher weitergebracht. Es war gut, dass ich aus meiner Komfortzone raus musste und gezwungen war, mich richtig anzustrengen, um überhaupt einigermaßen mitfahren zu können. Der Grund warum ich das Projekt beendet habe, ist letztendlich der Anspruch meiner Sponsoren, die natürlich auch Ergebnisse sehen möchten. Da reicht es dann eben doch nicht, dass man als Fahrer Spaß hat, da müssen auch tolle Ergebnisse auf dem Zettel stehen. Das hat ja im letzten Jahr nur sporadisch gepasst, deshalb habe ich mich dazu entschieden, dieses Jahr Spaß und Business wieder zu trennen und mit dem Viertakter ins Rennen zu gehen.

Letztes Jahr bist du auch mit einem eigenen Team unterwegs gewesen. Warum kam diese Saison der Wechsel in ein anderes Team, zu Bodo Schmidt Motorsport?

Im letzten Jahr wollte ich einfach alles neu machen und selbst in der Hand haben. Es sollte alles perfekt sein und ich habe sehr viel Zeit und Aufwand in die Organisation und Umsetzung des Teams gesteckt. So viel, dass ich mich nicht mehr hundertprozentig aufs Racing konzentrieren konnte. Für diese Saison haben wir einen kleinen Schritt zurück gemacht und arbeiten mit Bodo Schmidt Motorsport zusammen. Meine Freundin Vanessa und ich organisieren trotzdem noch sehr viel selbst, aber durch die Zusammenarbeit mit dem Bodo Schmidt Motorsport Team ist der Aufwand etwas geringer geworden.

Kannst du in der jetzigen Struktur deine Ideen trotzdem noch umsetzen?

Ja, ich bin da weitestgehend frei und kann mir in der Regel aussuchen, welche Teile ich am Motorrad verwenden möchte. Auch das Design meiner Bikes stammt nach wie vor komplett von mir.

Du bist sehr aktiv auf den Social Media Kanälen, hast viele Videos auf Youtube. Kümmerst du dich selbst darum oder hast du jemanden der das für dich macht?

Das wird in der Regel alles bei uns "in house" erledigt. Beim Training filmt meistens Vanessa, auf den Rennen ist oft Jens Nausch dabei und filmt, damit sich meine Freundin um andere Dinge kümmern kann. Für größere Videoprojekte haben wir manchmal auch einen Kameramann dabei, aber den Schnitt und die weitere Bearbeitung mache ich dann alles selbst. Ich sehe diese Vermarktung als Teil des Gesamtpaketes und bekomme auch sehr viel gutes Feedback dazu. Dennoch schauen viele Sponsoren aus dem MX-Bereich noch nicht so stark auf die Entwicklung in diesem Bereich.

Im Gegensatz zu deinen Kollegen, konzentrierst du dich vornehmlich auf das ADAC MX Masters, fährst ganz wenige zusätzliche Rennen. Was sind die Gründe dafür?

Ich betrachte das einfach professionell und von der wirtschaftlichen Seite her. Finanziell gesehen, brächte es so gut wie nichts, wenn ich zum Beispiel noch in der DM starten würde. Ich habe in den letzten Jahren einige private Schicksalsschläge verkraften müssen und dabei erkannt, dass es neben dem Motocross auch noch andere wichtige Dinge im Leben gibt. Ich verbringe gerne Zeit mit meiner Freundin und genieße es an den freien Wochenenden ein wenig Abstand zum Sport zu haben. Von daher gesehen, muss ich nicht auf Biegen und Brechen jedes Wochenende hinter dem Startgatter stehen.

Du hast dieses Jahr den fünften Titel im ADAC MX Masters geholt. Was bedeutet dieser Sieg für dich?

Der Titelgewinn in diesem Jahr war ein sehr schöner Erfolg für mich. Nach dem schwierigen Jahr auf dem Zweitakter hatten mich einige Leute schon abgeschrieben und mir nicht mehr viel zugetraut. Mit dem Gesamtsieg dieses Jahr habe ich jedoch gezeigt, dass ich durchaus noch für Titel gut bin. Dass die Entscheidung in der Meisterschaft durch die Verletzung von Jens Getteman und der Verpflichtung von Tanel Leok in China zu starten, schon vor dem Rennen in Holzgerlingen gefallen ist, war natürlich schade, aber ich habe mein Heimrennen trotzdem sehr genossen und konnte die Meisterschaft mit dem Laufsieg und einem zweiten Platz sehr ordentlich abschließen.