ADAC GT4 Germany·6.12.2022

Mike David Ortmann/Hugo Sasse: Die Champions 2022 der ADAC GT4 Germany im Doppelinterview

Aston Martin-Duo gewann vier Wertungsläufe und wurde das jüngste Meisterduo der Serie. Ortmann und Sasse schauen zurück auf die abgelaufene Saison.

Ganz vorne: Der Aston Martin Vantage GT4 von Prosport Racing © Foto: ADAC

Hugo Sasse (18/Aschersleben) und Mike David Ortmann (23/Ahrensfelde, beide Prosport Racing) sind die Meister der Saison 2022 in der ADAC GT4 Germany. Die beiden Piloten eines Aston Martin Vantage GT4 befanden sich über die gesamte Saison in der Spitzengruppe des Feldes. Bei den Rennwochenenden in Zandvoort und auf dem Sachsenring feierten sie jeweils einen Doppelsieg. Über die Saison holten Sasse/Ortmann zudem fünf Pole-Positions. Im Doppelinterview sprechen die Champions über die Saison, den Titel und verraten, was bei ihnen im Winter ansteht.

Rund sechs Wochen sind seit dem Saisonfinale auf dem Hockenheimring vergangen. Was ist in der Zwischenzeit bei euch so alles passiert?

Mike David Ortmann: „Ich bin berufstätig und habe meinen Jahresurlaub genommen. Ich war für zwei Wochen in England und konnte den Aufenthalt so richtig genießen. Außerdem habe ich die Zeit genutzt, um an einigen Projekten für das kommende Jahr zu arbeiten.“

Hugo Sasse: „Tatsächlich nicht besonders viel. Ich bin ganz normal arbeiten gegangen. Da ich auch sehr gerne Sport treibe, habe ich viel Zeit im Fitnessstudio verbracht. Zudem hat sich nach rund acht Monaten nun wieder die Zeit ergeben, im SimRacing Gas zu geben. Wir haben da eine Sim-Challenge, an der auch einige andere bekannte Rennfahrer teilnehmen.“

Strahlende Sieger mit Pokal: Mike David Ortmann (li.) und Hugo Sasse © Foto: ADAC

Gab es irgendwelche speziellen Glückwünsche zum Titel, die Euch besonders gefreut haben?

Ortmann: „Ich war von der Fülle der Nachrichten nach dem Titel regelrecht überwältigt. Es war toll, dass so viele Leute an mich gedacht und zum Titel gratuliert haben. Ich möchte da jetzt keinen besonders herausstellen.“

Sasse: „Ich habe mich über jeden Einzelnen gefreut, der mir gratuliert hat. Jedoch war ich auch recht erstaunt, dass sich Menschen gemeldet hatten, mit denen ich in den letzten Jahren eigentlich nichts mehr zu tun hatte.“

Ab welchem Zeitpunkt in der Saison habt ihr gedacht, dass es dieses Jahr etwas mit dem Titel werden könnte?

Ortmann: „Der Titel war immer das ganz große Saisonziel. Doch wir hatten auch einen relativ holprigen Saisonstart. Somit haben wir stets von Wochenende zu Wochenende geschaut – einfach, weil immer so viel passieren kann. Ab Zandvoort und noch viel mehr ab dem Sachsenring hat es dann bei uns richtig gut funktioniert, sodass wir in einen Lauf kamen. Man darf sich aber nie zu sehr auf den Titel fixieren, da man sich sonst viel zu verrückt macht.“

Sasse: „Zandvoort war natürlich wichtig auf dem Weg zum Titel, da wir dort einen großen Rückstand in der Tabelle aufholten konnten. Der Schlüssel zum Titel war aber definitiv der Sachsenring. Insbesondere im Sonntagsrennen hatten wir dort eine super Strategie. Durch den Doppelsieg konnten wir der direkten Konkurrenz viele Meisterschaftspunkte wegnehmen, sodass wir erstmals in der Saison auch die Tabellenführung einnahmen.“

Beim Finale auf dem Hockenheimring hattet ihr im Samstagsrennen bereits eine Hand am vorzeitigen Meisterpokal. In der letzten Runde gab es dann aber eine Kollision. Wie blickt ihr mit dem heutigen Wissen auf den Samstagabend nach dem Rennen zurück?

Sasse: „Wir waren natürlich schon ein wenig enttäuscht, da wir gerne schon am Samstag den Titel eingefahren hätten. Denn man weiß ja nie, was am Sonntag im Rennverlauf noch passieren kann. Insofern gab es schon auch eine gewisse Spannung. Trotzdem ging ich locker in den Sonntag und konnte am Vormittag auch die Pole-Position erzielen.“

Ortmann: „Im Nachhinein bin ich tatsächlich froh, dass wir erst am Sonntag Meister wurden. Denn so war das ganze Erlebnis irgendwie kompletter. Wir konnten am Abend zusammen feiern, etwas trinken und hatten kein Rennen mehr, auf das wir uns hätten vorbereiten müssen.“

Was war für euch beide der emotionalste Moment in der Saison?

Ortmann: „Ganz klar, als ich nach dem Titel in Hockenheim vor den begeisterten Zuschauern die Donuts auf der Strecke gedreht hatte. Ich habe schon das ganze Leben davon geträumt, irgendwann einmal einen Grund zu haben, so etwas machen zu können. Zum Glück hat es auch geklappt (lacht). Ich liebe ja auch den Rennsport in Amerika. Dort sind die Donuts bekanntlich gang und gebe.“

Sasse: „Für mich war es der Moment, als ich nach dem eingefahrenen Titel zum ersten Mal meine Eltern gesehen hatte. Das war einfach unbeschreiblich schön. Sie haben mich immer unterstützt und so konnte ich ihnen etwas zurückgeben. Auch nach dem schwierigen Saisonstart in diesem Jahr haben sie uns immer motiviert und an uns als Team geglaubt.“

Motorsport hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Doch was würdet ihr als Schlüssel zum Titel nennen?

Ortmann: „Unser Team Prosport Racing agierte über die gesamte Saison so, als ob wir eine eingeschworene Familie wären. Wir sind in der Regel auch abends immer zusammen essen gegangen. Wir starteten 2022 ja auch gemeinsam in der GT4 European Series. Somit hatten wir insgesamt sehr viele Tage gemeinsam verbracht. Das hat uns enorm zusammengeschweißt.“

Sasse: „Wie Mike schon gesagt hat - der Teamgeist. Wir hatten über die Saison einen super Zusammenhalt. Es gab keine Konflikte innerhalb des Teams. Das hat uns sicherlich auch mental gestärkt.“

Schickes Heck beim Aston Martin von Ortmann und Sasse © Foto: ADAC

Nach dem gemeinsamen Jahr: Wie würdest du deinen Teamkollegen einem Fremden beschreiben? Was zeichnet ihn aus, wenn du an ihn denkst?

Ortmann: „Hugo und ich hatten dieses Jahr eine richtig gute Zeit zusammen und fast schon eine brüderliche Basis entwickelt – beispielsweise hatten wir unsere Reisen immer zusammen geplant und auch Hotels geteilt. Somit wurde Hugo mehr als nur ein Teamkollege. Er ist ein absolut ehrlicher Mensch, auf den man sich immer verlassen kann. Das hat man auch in privaten Angelegenheiten gemerkt.“

Sasse: „Mike ist ein toller Mensch und wir verstehen uns sehr gut. Auf der Rennstrecke zeichnet ihn sein Grundspeed aus. Er hat ein extrem gutes Rennverständnis, absolviert immer kontrollierte Rennen und schafft es trotzdem, viele Autos zu überholen.“

Bitte verratet uns, was in der Winterpause bei euch so ansteht?

Sasse: „Auf eine Sache freue ich mich schon ganz besonders. Mitte Dezember geht es für zwei Tage in den Urlaub nach Südtirol. Dort kann ich dann endlich die hochwertigen Ski ausprobieren, die ich in Hockenheim im Rahmen des Pirelli Pole Position Award gewonnen habe. Danach freue ich mich auf die Weihnachtstage und werde mir etwas freie Zeit gönnen. Ansonsten lebe ich meinen ganz normalen Alltag weiter und erledige Dinge, für die während der Saison kein Zeit blieben.“

Ortmann: „Ich freue mich auf die Weihnachtszeit mit der Familie und darauf, endlich einmal wieder etwas Luft holen zu können. Doch nach der Saison ist auch immer vor der Saison. Wir arbeiten daran, ein Programm für 2023 auf die Beine zu stellen. Zudem baue ich gerade eine Art Förderprogramm für Nachwuchsfahrer auf.“

Wie sind die Planungen für nächstes Jahr? Wollt ihr den Titel in der ADAC GT4 Germany verteidigen?

Ortmann: „Wollen - auf jeden Fall. Es wäre ein Traum, nächstes Jahr mit der Startnummer 1 in der ADAC GT4 Germany anzutreten. 2022 war eine super Saison und die ADAC Veranstaltungen haben mir richtig viel Spaß gemacht. Wir sind inmitten der Planung für 2023. Es spielen dabei aber ganz viele Faktoren eine Rolle. Insofern kann ich aktuell noch nicht sagen, ob es sich realisieren lässt, 2023 die Titelverteidigung anzugehen.“

Sasse: „Grundsätzlich möchte ich den Titel verteidigen. Ich denke, die ADAC GT4 Germany wird 2023 noch stärker, als sie dieses Jahr schon war. Ich hätte richtig Lust, wieder dabei zu sein und würde mich auch freuen, erneut mit Mike zusammen zu fahren. Doch es gibt immer viele Dinge, die nicht in meiner Hand liegen. Somit kann ich derzeit noch keine finalen Pläne verkünden.“