Salman Owega und Finn Wiebelhaus sind die neuen Meister des ADAC GT Masters. In der Debüt-Saison des Ford Mustang GT3 zum Titel mit dem Haupt Racing Team. Owega jüngster Zweifach-Champion der ADAC GT Masters Geschichte.
Salman Owega (20/Köln) und Finn Wiebelhaus (19/Obertshausen) sind die neuen Champions des ADAC GT Masters 2025. Das Duo vom Haupt Racing Team hat sich mit dem Ford Mustang GT3 vorzeitig die Meisterschaft im Samstagslauf auf dem Hockenheimring gesichert. Mit bis dato zwei Saisonsiegen und vier Podiumsplatzierungen ist ihr Vorsprung so groß, dass dem Duo der Titel nicht mehr zu nehmen ist. „Es ist einfach unglaublich, wir hätten zu Beginn der Saison niemals damit gerechnet, Meister werden zu können“, sagt Wiebelhaus. Der 19-Jährige hat auch die „Road-to-DTM“ für sich entschieden. Als Sieger dieser Wertung erhält er das Nenngeld für die nächstjährige DTM-Saison. Für Owega ist es bereits der zweite Erfolg in der Gesamtwertung nach 2023.„Ich bin sehr froh, nun wieder Champion zu sein. Es war eine lange und harte Reise, seit wir entschieden haben, mit Ford und Finn diese Saison zu bestreiten. Das Auto war unbekannt für unser Team und auch generell noch recht neu. Nun können wir sagen, dass wir alles richtig gemacht haben.“
Ein Team hat gewonnen - im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Duo, das harmoniert, auf und abseits der Strecke. Der 19-Jährige Wiebelhaus und sein 20-jähriger Teamkollege Owega strahlen Einigkeit aus. In jedem Interview, in jeder Situation abseits der Strecke, bei jedem offiziellen Termin. Sie fahren als Team, das gewinnen will und weiß, dass das im ADAC GT Masters nur gemeinsam funktioniert. „Manche Fahrer schauen mehr auf sich selbst, um das Beste für sich und ihre Außendarstellung herauszuholen“, sagt Owega. „Wir fahren beide eher mit Weitblick und sind nicht so egoistisch, um nur für uns selbst die beste Rundenzeit zu erzielen. Wir haben immer im Hinterkopf, dass auch der andere auf seinem Stint noch gute Reifen zum Überleben oder Überholen hat.“ Diese Besonnenheit haben die noch jungen Piloten während der Saison mehrfach unter Beweis gestellt. Nicht das einzelne Ergebnis oder die kurze Freude über einen Triumpf standen im Mittelpunkt, sondern das große Ganze. Der Titel. Das formulierte Owega einmal treffend: „Natürlich freue ich mich über gute Ergebnisse, aber letztlich schaue ich nur auf die eingefahrenen Punkte, denn sie bringen uns zur Meisterschaft.“
Wiebelhaus und Owega kennen sich bereits aus dem Vorjahr, als sie gemeinsam bei HRT, aber auf unterschiedlichen Autos unterwegs waren. Für die beiden ruhigen und besonnenen Persönlichkeiten stand schnell fest, dass sie 2025 gemeinsam angreifen möchten. „Wir haben uns auch zu diesem Zeitpunkt schon sehr gut verstanden. Salman und ich sind im gleichen Alter, wir haben die gleichen Interessen. Er ist nie wütend und bringt immer eine entspannte Ruhe mit“, verrät Wiebelhaus. „Wir unternehmen auch neben der Strecke etwas miteinander und sind beide schnell. Im Rennen muss man als Team zusammenarbeiten und das funktioniert bei uns prima.“
Ein weiterer wichtiger Meilenstein verbindet das neue Meister-Duo. Sie wurden für die Saison 2025 ins Nachwuchsprogramm von Ford aufgenommen und dürfen sich ‚Ford Performance GT3 Junioren‘ nennen. So war es auch unter anderem an ihnen, den neuen Ford Mustang GT3 in seiner Debüt-Saison im ADAC GT Masters zu formen und weiterzuentwickeln. Dass sie direkt so weit vorne mitkämpfen, den ersten Sieg des Ford Mustang GT3 im ADAC GT Masters und in ganz Europa erzielen und am Ende sogar den Titel gewinnen, ist für sie ein wahrgewordener Traum. „Wir haben gemeinsam mit dem Team das Auto stetig verbessert und HRT hat in dieser Beziehung wirklich einen tollen Job gemacht“, lobt Wiebelhaus. „Wir freuen uns beide, dass wir als Junioren die Marke Ford repräsentieren dürfen. Mit dem Meistertitel geht das jetzt natürlich umso besser.“
Noch vor wenigen Jahren klangen diese Sätze für den Offenbacher Wiebelhaus wie ein Märchen. Bei den Kickers Offenbach war er im Fußball aktiv und die große Karriere im Motorsport wartete nicht hinter der nächsten Tür. Doch als Sebastian Vettel-Fan verpasste er kein Formel-1-Rennen und entschied sich schließlich für erste Runden in einem Leihkart. Das Interesse wuchs, Lehrgänge und das erste eigene Kart folgten. 2022 der Erfolg: Champion der ADAC Kart Masters X30-Junioren und die Berufung ins damals neue ADAC Formel Junior Team. Nach einer Saison in der französischen Formel 4 entschied sich Wiebelhaus für einen Wechsel ins ADAC GT Masters. „Der GT-Sport macht mir persönlich mehr Spaß und ich sah dort auch die besseren Zukunftsaussichten“, so Wiebelhaus, der 2024 noch im Mercedes-AMG GT3 fuhr. „Ich habe letzte Saison viel gelernt und habe den Aufstieg zum Ford-Junior geschafft. Jetzt bereits im zweiten Jahr Meister zu sein, macht mich unglaublich glücklich.“
Teamkollege Owega hat den Motorsport quasi in seiner DNA. Sein Bruder Jusuf fuhr früher in der DTM, sein Vater Ammar war über zehn Jahre nebenberuflich Rennarzt am Nürburgring. Daher verwundert es wenig, dass er mit sechs Jahren zum ersten Mal in einem Leihkart unterwegs war und seiner Kart-Leidenschaft jahrelang treu blieb. 2021 folgte der Aufstieg direkt in den GT3-Sport und ein Jahr später sein Debüt im ADAC GT Masters – mit niemand Geringerem als Christopher Haase, dem ersten Champion der Serie, an seiner Seite. „Von ihm habe ich unglaublich viel gelernt. Er hat mir so viel beigebracht und dafür bin ich ihm sehr dankbar“, erinnert sich der 20-Jährige. Das Gelernte setzte er zusammen mit Elias Seppänen in der Folgesaison perfekt um und wurde zum ersten Mal Meister – damals die jüngsten der Serien-Geschichte. Dieser Rekord wurde zwar seither nochmals unterboten, mit seinem zweiten Titel stellt Owega aber einen neuen auf. Er ist erst der fünfte Zweifach-Champion des ADAC GT Masters und mit 20 Jahren und 132 Tagen der jüngste. „Mit der Ernennung zum Ford Performance GT3 Junior war für Finn und mich von Anfang an klar, dass wir nichts anderes als die Meisterschaft erreichen wollen und wir wussten, dass das Potenzial dazu in uns steckt. Dieses Ziel jetzt erreicht zu haben, ist genial.“
Wie es für die beiden Champions in Zukunft weitergeht, ist noch offen. Nach vier Jahren im ADAC GT Masters und zwei Titeln strebt Owega aber eine Veränderung an. „Ich mag die Serie wirklich sehr, aber ich kann nicht immer auf dem gleichen Level bleiben, sondern möchte mich weiterentwickeln und nach vorne schauen“, verrät der Kölner. Teamkollege Wiebelhaus schließt eine Titelverteidigung nicht aus, will sich aber noch nicht festlegen. „Ich habe die vergangenen beiden Jahre sehr viel gelernt im ADAC GT Masters, aber irgendwann möchte ich natürlich auch gegen die großen Jungs fahren“, verrät der Sieger der „Road-to-DTM“. „Natürlich wäre es schön, in Zukunft Werksfahrer bei Ford zu werden, im GT3-Auto oder im Hypercar viele Rennen zu fahren, zu gewinnen und in der Welt herumzureisen.“