ADAC GT Masters 

ADAC GT Masters·8.9.2022

Garagengeflüster: Er ist kein Quartett-Moderator

Patrick Simon ist seit mehr als zehn Jahren Experte und Kommentator im ADAC GT Masters und moderiert unter anderem die Sendung PS on Air – Der Ravenol ADAC GT Masters-Talk, die am Nürburgring ihre 50. Ausgabe feierte. Seit dieser Saison ist der ehemalige Rennfahrer auch Streckensprecher bei der Deutschen GT-Meisterschaft. Wie er sich auf seinen Einsatz vorbereitet und was er an der Strecke erlebt, verrät er im Interview.

Wie sieht die Vorbereitung auf ein Rennen als Streckensprecher aus?

Ich bin kein Quartett-Moderator, der den Leuten erklärt, wie viel PS ein Auto hat, wie alt der Fahrer ist oder wo er wohnt. Ich möchte das vermitteln, was mir durch den Körper fährt und den Menschen meine Gefühlslage näherbringen. Wenn ein Fahrer mit 180 km/h eine enge Kurve nimmt, dabei leicht rutscht, das mit einem tollen Gegenlenken korrigiert und dann noch die schnellste Zeit fährt – das möchte ich emotional rüberbringen.

Patrick Simon kommentiert seit Mitte der Saison aus der Mannesmann-Box heraus © Foto: ADAC

Unterscheidet sich das Publikum an den verschiedenen Rennstrecken?

Das ist aus der Kommentatoren-Kabine schwer zu beurteilen. Aber seit Mitte der Saison kommentiere ich aus der Mannesmann-Box heraus und es ist toll zu sehen, wie die Leute reagieren. Sie sitzen in zwei detailgetreuen Kommandoständen, setzen sich die Mickymäuse auf und hören dem Menschen zu, der kommentiert. Und dabei ihre Begeisterung und Freude zu erleben, ist einmalig. Das gilt für alle Strecken, egal ob am Nürburgring oder am Lausitzring.

Gab es als Streckensprecher ein besonderes Erlebnis, das Sie nie vergessen?

Da ich auch die NLS und 24-Stunden-Rennen kommentiere, habe ich einiges mitgemacht. Ein Langstreckenrennen kann schon mal wegen eines Unfalls oder bei Wetterkapriolen ein paar Stunden unterbrochen werden. Diese Zeitspanne überbrückst Du nicht als Quartett-Kommentator. Ich habe leider auch schon tödliche Unfälle kommentieren müssen. Das sind Momente, die man sich nicht wünscht, aber das Positive überwiegt bei Weitem.

2020 absolvierte der Moderator auf dem Red Bull Ring einen Gaststart in der ADAC TCR Germany © Foto: ADAC

Gibt es nach einem Rennen ein Feedback von Zuschauern oder Fahrern?

Man wird schnell kritisiert, ein Lob fällt vielen etwas schwerer. Kritik gibt es von den Fahrern, wenn man zum Beispiel ihren Namen falsch ausspricht. Das ist aber auch richtig. Manchmal schleicht sich ein Fehler ein und wenn den keiner korrigiert, schleppt man ihn die ganze Zeit mit sich herum. Ich freue mich immer über konstruktive Kritik.

Wie ist das Verhältnis zu den Fahrern?

Die haben Angst vor mir, bei meinem Gaststart in der ADAC TCR Germany bin ich immerhin auf das Podium gefahren. Im Ernst, wir arbeiten gut zusammen. Ich bekomme teilweise Insider-Informationen von den Piloten, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Das zeigt, dass da ein Vertrauensverhältnis besteht.

Wie beurteilen Sie die bisherige Saison?

Irgendwie haben alle Angst zu gewinnen, Punkte zu holen und Meister zu werden. Es ist eine sehr intensive und spannende Saison. Fest steht: Das ADAC GT Masters ist eine ganz starke und ausgewogene Serie. Ich persönlich fühle mich sehr wohl und kann mit aller Leidenschaft das machen, was ich möchte. Vom ADAC gibt es keine Vorgaben, sondern man lässt mir alle Freiheiten. Dieses Vertrauen genieße ich sehr.

Wie siehst die Zukunft des Motorsports aus?

Es ist wichtig, neben der Unterhaltung auch technologisch Vorreiter zu sein. Alle Beteiligten müssen ihre Energien bündeln und zusammenarbeiten, anders geht es nicht. Die Fans an der Strecke ziehen voll mit, das sieht man daran, dass wir in dieser Saison einen Zuschauerrekord nach dem anderen haben.

Wer wird Deutscher GT-Meister 2022?

Da gibt es ein paar Anwärter. Ich persönlich fände es nicht schlecht, wenn am Ende einer vorn stände, den wir gar nicht auf dem Zettel hatten. Das würde bedeuten, dass wir noch vier verrückte Rennen erleben und eine bessere Unterhaltung kann man sich nicht wünschen.