ADAC GT Masters 

ADAC GT Masters·8.10.2022

Ein Vater und seine schnellen Söhne im ADAC GT Masters

Salman und Jusuf Owega aus Köln starten für das Team Montaplast by Land-Motorsport im ADAC GT Masters, gehen aber in verschiedenen Audi R8 LMS GT3 Evo II auf Punktejagd. Der 20-jährige Jusuf bestritt bereits eine Saison in der Deutschen GT-Meisterschaft und feierte in diesem Jahr seinen ersten Sieg. Bis zur Halbzeit am Nürburgring führte er die Deutsche GT-Meisterschaft an. Salman war bei seinem Gaststart 2021 mit 16 Jahren, vier Monaten und 28 Tagen der jüngste Fahrer, der jemals in einem Supersportwagen im ADAC GT Masters an den Start ging. Seine beste Platzierung erzielte der mittlerweile 17-Jährige in dieser Saison mit Platz vier am Sachsenring. Begleitet werden die Brüder häufig von Vater Dr. Ammar Owega. In einem Interview plaudert der Mediziner über das Leben seiner rennsportbegeisterten Söhne.

Wie sind Jusuf und Salman zum Rennsport gekommen?

Das ging von ihnen aus. Ich habe mich zwar schon immer für den Rennsport interessiert und sogar einige Semester Maschinenbau studiert, bevor ich zur Medizin kam. Die beiden haben sich aber schon als kleine Jungs in den Kopf gesetzt, Kart zu fahren und sind anfangs mit dem Bobby-Car unterwegs gewesen.

Jusuf Owega feierte in Oschersleben seinem Premierensieg im ADAC GT Masters © Foto: ADAC

Wann wurde ihnen dieser Wunsch erfüllt?

Ich machte den Kartclub Kerpen-Manheim ausfindig, wo Salman als Sechs- und Jusuf als Neunjähriger fahren durften. Dabei hat sie Kart-Urgestein Ritchie Schnock beobachtet und mir gesagt, dass sie sich sofort anmelden sollten. Sie könnten auf Anhieb locker im Mittelfeld mitfahren. Das habe ich dann gemacht.

Wie ging es weiter?

Unser Budget war begrenzt, deshalb haben wir alles gebraucht gekauft und junge Leute engagiert, die selbst fuhren und am Schrauben Spaß hatten. Salman ist mit acht Jahren das erste Mal Rennen gefahren und hat danach im Kart alles gewonnen, was zu gewinnen war. Im weiteren Verlauf ihrer Karriere gab es auch Rückschläge, aber die Kinder haben nie den Spaß verloren.

Wann wurde beschlossen, professionell in den Motorsport einzusteigen?

Salman war im Kart mit acht Jahren in Deutschland der Beste, hat den Bundesendlauf gewonnen. Jusuf fuhr bei der Kart-Weltmeisterschaft in Bahrain zeitweise Bestzeiten, und das, obwohl er nicht für ein Top-Team an den Start ging. Spätestens da war endgültig klar, dass es in Richtung Profi-Sport geht.

Dr. Ammar Owega in der Box vom Team Montaplast by Land-Motorsport © Foto: ADAC

Was hat die beiden zum ADAC GT Masters gebracht?

Jusuf wurde mit 16 Jahren in der britischen Formel 3 bester Rookie, was leider kaum einer zur Kenntnis genommen hat. Deshalb war klar, wir müssen in Deutschland fahren, um beachtet zu werden. Wir haben uns dann entschieden, in die ADAC GT4 Germany einzusteigen, die im Rahmen des ADAC GT Masters stattfand, wo das mediale Interesse sehr groß war. Jusuf fuhr 2021 seine erste ADAC GT Masters-Saison, Salman stieg direkt vom Kart in das GTC-Race ein, gewann dort die GT3-Meisterschaft und den SemiPro-Titel im GTC Race 2021. Im ADAC GT Masters hatte er im gleichen Jahr einen Gaststart in Hockenheim und war der jüngste Fahrer aller Zeiten.

Sie sind häufig an der Rennstrecke. Wie unterstützen Sie Ihre Söhne?

Leistungssport ist Kopfsache. Talent haben viele, Erfolg aber nur wenige. Deshalb braucht man eine stabile Psyche und ich unterstütze meine Söhne dabei, sich in dieser Hinsicht weiterzuentwickeln. Nebenberuflich war ich zehn Jahre lang Rennarzt am Nürburgring und weiß, was nach einem Unfall getan werden muss. Ich bin an der Strecke per Funk ständig informiert und es beruhigt mich, dass ich, falls etwas passiert, sofort eingreifen kann. Denn, das wissen auch meine Söhne, Motorsport ist nicht ungefährlich.

Wie würden Sie Jusuf und Salman charakterisieren?

Sie sind sehr ehrgeizig, ruhig und zurückhaltend und geben nicht damit an, dass sie Rennfahrer sind. Salman haderte anfangs ein wenig und fragte sich, warum Jusuf schneller war als er. Es fehlte ihm die Erfahrung und in einer solch starken und ausgeglichenen Rennserie wie dem ADAC GT Masters kommt es auf jede Kleinigkeit an. Für mich ist es wichtig, dass beide emotional ausgeglichen sind und keine unüberlegten Sachen auf der Strecke machen.

Vater Owega begleitet seine Söhne oft an die Rennstrecke © Foto: ADAC

Ist Motorsport zu Hause ein ständiges Gesprächsthema?

Im Gegenteil, es wird so gut wie nie darüber geredet. Wir sprechen über ganz normale Dinge. Meine Frau macht sich wie alle Mütter Sorgen um ihre Kinder und kommt nicht zur Rennstrecke, weil sie das zu sehr mitnimmt. Sie weiß aber, dass Jusuf und Salman mit Herzblut bei der Sache sind und unterstützt die beiden, so gut sie kann.

Wie sieht Plan B aus, falls es mit der Rennsportkarriere nicht klappt?

Jusuf hat sein internationales Abitur gemacht, Salman ist noch dabei und manchmal ist für ihn die Doppel-Belastung mit Schule und Rennsport schwierig. Beiden ist bewusst, dass Bildung sehr wichtig ist und neben einer Rennsport-Karriere gute berufliche Möglichkeiten bietet.

Was wünscht sich Vater Owega für seine Söhne?

Die Formel 1 ist natürlich der Traum eines jeden Rennfahrers. Den zu realisieren, ist jedoch äußerst schwierig. Ein Engagement als Werkspilot wäre ein Ziel, aber zunächst einmal geht es darum, im ADAC GT Masters Erfolg zu haben und sich ständig zu verbessern. Jusuf und Salman lernen im Leistungssport sehr viel für das Leben und wissen, dass Rennfahren ein Privileg ist und sie eine Vorbild-Funktion haben. Der sollen sie gerecht werden.