ADAC Formel 4·11.11.2020

Teamchampion Van Amersfoort Racing im Portrait: Talentefabrik aus Zeewolde durchbricht Vize-Fluch

Der krönende Saisonabschluss wurde zur Machtdemonstration. Als wollte Van Amersfoort Racing beim großen Finale der ADAC Formel 4 in Oschersleben noch einmal die eigene Stärke unter Beweis stellen, machten der neue Champion Jonny Edgar und sein Vize Jak Crawford vor allem die ersten beiden Rennen zu einer Triumphfahrt. Schon vor dem Wochenende war „VAR“ der Titel in der Teamwertung kaum noch zu nehmen, am Ende hatte der Rennstall aus Zeewolde 137 Punkte Vorsprung auf das Kerpener Team US Racing. Damit besiegte die Equipe von Teamgründer Frits Van Amersfoort und Teammanager Peter van Erp ihren „Vizefluch“. Viermal in Folge hatte Van Amersfoort Racing zuletzt den zweiten Platz in der Teamwertung belegt, nun gelang der erstmalige Gesamtsieg.

„Ich kann dem Team nur gratulieren. Dieses Jahr war aus verschiedenen Gründen nicht einfach. Solch eine Leistung zu bringen, ist wirklich bemerkenswert“, sagte van Erp. Zwar erwies sich US Racing, das Meisterteam der vergangenen beiden Jahre, wieder als harter Gegner. Doch an Van Amersfoort, der Talentefabrik mit der langen Historie, war in diesem Jahr kein Vorbeikommen. Edgar und Crawford gewannen gemeinsam elf der 21 Saisonrennen, nur in vier Rennen stand kein Van-Amersfoort-Pilot auf dem Podium - Zahlen, die Bände sprechen.

Die Reise des niederländischen Rennstalls begann 1975, als Motorsportliebhaber Frits van Amersfoort sein Hobby zum Beruf machte und sein eigenes Rennteam gründete. Mit der Leidenschaft für Autos wurde er schon früh angesteckt. „Ich bin mit Autos aufgewachsen. Als ich jung war, hatten wir eine Garage zu Hause. Mein älterer Bruder und ich sind dann das erste Mal zusammen nach Zandvoort gefahren und seither wollte ich ein Teil davon sein“, blickte Teamgründer van Amersfoort zurück. Langsam, aber stetig entwickelte sich der Rennstall weiter. „In der Anfangszeit habe ich oben im Büro geschlafen. Zum Glück hat sich das geändert“, scherzte Geschäftsführer Rob Niessink, der die Entwicklung des Teams ebenfalls seit langer Zeit mitbestimmt.

Mehr und mehr machte sich der Rennstall aus Zeewolde einen Namen als Talentefabrik, 1992 ging etwa Jos Verstappen für das Team an den Start und dominierte die damalige Formel Opel Lotus. In den folgenden Jahren wurde sichtbar: Wer bei Van Amersfoort Racing abliefert, dem stehen die Türen im internationalen Motorsport offen. Tom Coronel, Christijan Albers, Jaap van Lagen – die Liste erfolgreicher Piloten, die ihre ersten Schritte beim niederländischen Rennstall gingen, ist lang und prominent besetzt. Im vergangenen Jahrzehnt folgten dann auch Charles Leclerc und Max Verstappen, die für Van Amersfoort in der Formel-3-EM an den Start gingen und heute zur Elite der Formel 1 gehören.

Perfekt zum Portfolio des Rennstalls passte die Einführung der Formel-4-Kategorie durch den Automobil-Weltverband FIA. Seit 2015 stellt diese Klasse einen optimalen Übergang zwischen Kart- und Formelsport dar. Van Amersfoort Racing gehörte in Europa direkt zum Inventar der neuen Klasse, vor allem in der ADAC Formel 4 war das Team vom ersten Tag an extrem engagiert. Mit der Verpflichtung von Mick Schumacher brachte sich Van Amersfoort Racing auch in Deutschland in die Schlagzeilen, und auch wenn der Sohn von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher bereits nach einer Saison ging, blieb der Erfolg nicht aus, im Gegenteil.

2016 gelang mit Joey Mawson der erste Fahrertitel in der deutschen Formel-4-Meisterschaft, in der Teamwertung bewies die Equipe aus den Niederlanden mit vier Vizetiteln in Folge enorme Konstanz. Diese gepaart mit dem stärksten Fahrerduo im Feld machte Van Amersfoort Racing in der Saison 2020 zur dominanten Kraft in der ADAC Formel 4. Erneut als Schlüssel zum Erfolg erwies sich die Zusammenarbeit mit Red Bull, sowohl Edgar als auch Crawford gehören der Nachwuchsakademie des Formel-1-Rennstalls an. Bereits im Vorjahr hatte der Norweger Dennis Hauger in den Red-Bull-Farben starke Leistungen gezeigt und nur knapp den Titelgewinn verpasst. In diesem Jahr aber gelang nicht nur der Fahrertitel, sondern auch das „Double“ - standesgemäßer Abschluss inklusive.