Oldtimerevents·13.8.2015

ADAC TRENTINO CLASSIC auf Wirtschaftswundertour: Entdeckung der Langsamkeit im Vordergrund

Der Weg ist das Ziel für die Fahrer der rund 100 historischen und klassischen Teilnehmerfahrzeuge der ADAC Trentino Classic. Und auch bei der zwölften Ausgabe der Oldtimer-Wander-Veranstaltung des ADAC sind wieder viele Raritäten mit Starterfeld. Auch wenn die Anreise so manchen Fahrzeugen, wie dem FIAT 850 Spider aus Bremen oder dem Jaguar XK 150 des Jahres 1958 aus Berlin, nicht ganz ohne Herausforderungen verläuft, so kann man immerhin das Dach öffnen, wie beim Willys Jeep des Jahres 1949, der sogar von Wien ins Trentino reist, um sich mit anderen guten Jahrgängen der Autogeschichte zu treffen.

Ältestes Auto auf der rund 500 Kilometer langen Tour durch das Trentino ist ein gewaltiger Rolls-Royce Silver Ghost von 1919, zwei sieggewohnte Bentley 4,5-Liter von 1928 und 1929, ein französischer Talbot von 1926 aus Traben-Trarbach, der aber sicherlich bereits an den Moselschleifen geübt hat. Ganz akademisch wirkt das Rolls-Royce 20/25 Doctors Coupe von 1931, während ein Chevrolet Independence von 1931 mit 50 PS aus seinem 3,2-Liter Sechszylinder ebenso viel Unabhängigkeit von Kutsche und Bahn verspricht, wie die Fahrzeuge aus der Zeit des Wirtschaftswunders.

Nur 13 PS etwa hat das Zweizylinder-Goggomobil-Coupe, mit dem schon Oma an die Adria fuhr und immerhin 20 PS der DKW von 1935, der immer auf die Wassertemperatur achten muss. So wenig Leistung hätte auch der FIAT 600 aus Ludwigsburg, wenn nicht 44 PS vom norditalienischen Tuner Carlo Abarth bekommen hätte.

In den 30er Jahren war das Auto schon sehr alltagstauglich, man konnte sich seiner Schönheit widmen. Wer etwas auf sich hielt fuhr einen Sechszylinder, wie den BMW 326, den auch der damalige Motorrad-Weltmeister Ernst Henne hatte. Bei der ADAC Trentino Classic ist auch eine Version 327/328 mit 80 PS zusätzlich am Start. Der sächsische Automobilbau glänzt mit dem Horch 930 V Roadster mit Gläser-Karosserie von 1938 und ein britischer SS 100 erinnert daran, dass vor 80 Jahren erstmals der Name Jaguar für dieses Auto verwendet wurde.

Von Käfer bis Ferrari - die ganze Vielfalt des Automobils wandert durchs Trentino

Auch wenn die ADAC Trentino Classic keine Pässefahrt ist, sind die Nebenstraßen im Trentino nahezu überall liebevoll geschlängelt. Wenn man da gleich zwei BMW 507 (wie ihn auch Elvis Presley fuhr), mehrere offene Mercedes 300 SL, auch den schicken 190 SL, den Alfa Spider oder den Porsche 356 mit fröhlich winkenden Beifahrerinnen sieht, erinnert man sich, wie man selbst mit dem VW Käfer, dem Renault R4 oder dem Opel Ascona nach Italien fuhr und überall diese schicken Wagen bewunderte. Schick und schnell sind die beiden FIAT Dino Cabrios mit Ferrari-Motor, die vielen Mercedes SL der verschiedenen Jahrzehnte und der Alfa Spider oder MG TD von 1953.

Dazwischen ist der mondäne BMW 3200 CS als sportlicher Luxusbruder des "Barockengels" BMW 502 zu bewundern, der schon damals gegen den wuchtigen Mercedes 300S antrat und Konkurrent des eleganten Maserati 3500 war, der wiederum mit den knorrigen Jaguar XK 120 und 140 und dem bekannten Aston Martin DB 6 um die Luxuskäufer warb. Sie alle schmücken die ADAC Trentino Classic 2015 und ergänzen das Feld der Autos, die Erinnerungen wecken.

Dazu gehört das VW-Käfer-Cabrio ebenso, wie der MG Midget, die Mercedes SL aber auch Hingucker wie die zweifarbige Chevrolet Corvette aus Tutzing, die ab 1959 eine neue Rock'n-Roll-Zeit auslöste. Wer da eine Borgward Isabella fuhr, hatte es geschafft, fühlte sich fast wie der Fahrer eines Jaguar MkII, den es ab 1959 gab und der das Feld für den torpedoförmigen Jaguar E-Type von 1961 bereitete. Der europäische Automarkt bot eine nicht gekannte Vielfalt, die bis zu Exoten wie dem französischen Facel-Vega FV 3B mit Chrysler-Achtzylinder des Jahres 1957 oder zum offenen Morgan +8 reicht, der seit 1968 nahezu unverändert gebaut wird.

Wer von den elf-Vorkriegs-Teams, acht Porsche-Fahrern, den vier Mercedes 300 SL, und weiteren 90 Autos aller Typen am Schluss die Nase vorn hat, entscheidet nicht die Geschwindigkeit. Denn beim ADAC Oldtimer-Wandern steht die Entdeckung der Langsamkeit im Vordergrund. Bei den WP´s, die beim ADAC Oldtimer-Wandern nicht Wertungsprüfungen sondern Wanderpausen bezeichnen, dürfen die Fahrer und Beifahrer Aufgaben und Fragebögen lösen, um den Sieg zu erzielen.