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Motorrad-Magie·12.4.2022

Douglas Blue Chief

Ein Weltenbummler: Douglas Blue Chief von 1934

Vorkriegsmotorräder – das liegt schon allein an ihrem Alter – haben in den allermeisten Fällen mehrere Besitzer. Für viele Oldtimerfreunde gehört daher neben dem Restaurieren, Schrauben und Fahren auch die „Ahnenforschung“ zu ihrem Hobby.

So erging es auch Wolfgang Döppner mit seiner Douglas Blue Chief, Baujahr 1934. Er selbst ist 13 Jahre jünger als sein Motorrad, konnte also schon mathematisch betrachtet nicht der Erstbesitzer sein. Zudem hat er die Maschine erst im November 2019 gekauft. Und zwar in Dänemark. Aber der Oldtimerfreund aus dem Osnabrücker Land staunte nicht schlecht, als er erfuhr, dass er einen echten Weltenbummler erworben hatte. Die Douglas war keineswegs direkt aus der Fabrik in Bristol/England nach Dänemark gekommen. Vielmehr stand die Blue Chief 500 bis kurz vor der Jahrtausendwende in Südafrika in einem Museum. Es bleibt bislang ein Geheimnis, wann und wie sie in den Süden Afrikas kam.

„Nach dem Ende der Apartheid 1994 wurde sie nach England verkauft“, berichtet Wolfgang Döppner von seinen Recherchen, denn er wollte natürlich möglichst genau wissen, was er da erworben hatte. Das gestaltete sich recht schwierig, denn der Vor-Vorbesitzer und auch seine Gattin waren längst verstorben, der aktuelle Verkäufer arbeitete auf einer norwegischen Bohrinsel und war entsprechend selten zuhause. Wann genau die Douglas nach Dänemark veräußert wurde, liegt daher im Nebel.

In dem skandinavischen Königreich hatte die Douglas vier Besitzer. Soviel steht fest. Der dritte davon wohnte in Thisted im nordwestlichen Zipfel Dänemarks und hatte sie von 2001 bis 2007 zugelassen. „2007 kaufte Henrik Lund aus Rødkærsbro in Mitteljütland die Douglas“, erfuhr Döppner. „Hier stand sie dann mangels Zeit unbewegt bis 2019.“

Wolfgang Döppner entdeckte die Douglas im Herbst 2019 in einem Internet-Inserat. Angesichts des Kaufpreises hatte er nicht lange gezögert und war mit seinem Enkel Erik – selbst Oldtimerfreund mit einer FN Sahara, Baujahr 1929 – die 600 Kilometer nach Rødkærsbro gefahren. Das Motorrad war für seine damals 85 Jahre in einem erstaunlich guten Zustand – in erster Linie natürlich deshalb, weil es die meiste Zeit herumgestanden hatte. Dass das alte Schätzchen vor Ort nicht ansprang, trübte die Freude der Niedersachsen nur wenig. Wolfgang Döppner kaufte die Douglas trotzdem, und wieder daheim brauchte Erik gerade mal 20 Minuten, um die Blue Chief wieder ans Laufen zu bringen.

Dass Wolfgang Döppner eine wahre Rarität erworben hatte, erfuhr er im April 2020. Nach vielen Emails hatte ihm der Vorbesitzer ein ganzes Bündel an Douglas-Markenheften zugeschickt. 103 Exemplare, so war da zu lesen, waren von der Chief gebaut worden. Eventuell kamen später noch einige weitere aus Ersatzteilen dazu. Laut dem „London Douglas Motorcycle Club“ sind von der Blue Chief 500 heute noch ganze drei Exemplare bekannt.

Ein Zweizylinder-Boxermotor aus Aluminium mit Seitenventilen treibt die Douglas an. Sowohl Bohrung als auch Hub werden mit 68 mm angegeben. Die Leistung soll laut Verkäufer Henrik Lund bei 25 PS liegen, was Wolfgang Döppner für eine Maschine aus jener Zeit mit 500 ccm zu viel erscheint. Die Schmierung erfolgt durch einen Ölvorrat im Tank mit Ölpumpe. Die Gemischbildung geschieht durch einen gemeinsamen Vergaser. Die Douglas hat eine Viergang-Tankschaltung. Sowohl Primär- als auch Sekundär-Antrieb erfolgen über Ketten. Damals noch keine Selbstverständlichkeit: Die Springer-Gabel mit einstellbarer Dämpfung. Neben dem Tachometer gibt es auch ein Amperemeter und eine Öltemperaturanzeige. Die Tank-Volumina haben natürlich britische Maßangaben: Beim Kraftstoff sind es 3 Gallonen (ca. 13,6 Liter) und beim Öl 3 Pints (ca. 1,7 Liter).

Text & Bildquelle: Gregor Mausolf