ADAC Supermoto·22.9.2011

Hermunen ist Deutscher S1-Meister : Polster von 62 Punkten

Mauno Hermunen hatte sich durch grandiose fahrerische Leistung ein Polster von 62 Punkten angesammelt und wollte in Freiburg unbedingt seine vorzeitigen Titelsieg umsetzen.

In der S2 sah es im Kampf um die Tabellenführung etwas spannender aus. Nico Joannidis reiste mit einem hauchdünnen Vorsprung nach Freiburg an und hatte gleich zwei Gegner die lautstark Anspruch auf den Titel geltend machten. Optimale Voraussetzungen, um den Zuschauern auf der Supermoto Bahn im Gewerbepark Breisgau ein paar packende Rennen zu bieten.

Die Witterung machte der sonnenverwöhnten Gegend allerdings einen Strich durch die Rechnung. Aufgrund der immer wieder kehrenden Regenfälle musste man den Großteil der Veranstaltung ohne Offroad bewältigen.

S1 - Spitzenleistung bei Marcel Götz

Der absolute Favorit stand in Freiburg nicht sonderlich im Mittelpunkt des Geschehens. Hermunen machte mehr durch ungewohnte Trainingsergebnisse auf sich aufmerksam. Sein vierter Platz im Zeittraining ließ tief blicken. Doch es war nicht so, dass der Hermunator sich aufgrund seiner guten Position in der Meisterschaft ausruhen wollte. Ein steifer Nacken machte ihm zu schaffen. Der Ausnahme-Fahrer schaffte es kaum den Arm zu heben, geschweige denn den Kopf zu drehen. Ein Umstand der ihm das Fahren am absoluten Limit unmöglich machte. Die Chance für Markus Volz eine solide Polezeit zu platzieren. Gefolgt von Pavel Kejmar, Marcel Götz und Mauno Hermunen, führte Volz die Startaufstellung an.

Beim Start ins erste Rennen machte Götz den besten Spurt. Das Rennen wurde wegen den starke Regenfällen am Vormittag ohne Offroad ausgetragen und Götz kam als Führender aus dem Umgehungsstück des Offroad hervor. Hinter Götz folgten Volz, Kejmar, Hermunen und Künzel. Der Tscheche Kejmar machte in der zweiten Runde einen Fehler und verabschiedete sich vorerst von der Spitzentruppe. Wie ein D-Zug rauschten fortan die Top-Vier über den Asphalt der Freiburger Bahn, vorne weg der Schweizer Marcel Götz. Die ständigen Attacken gegen Götz zehrten offensichtlich an Kraft und Konzentration von Markus Volz. Der Tabellenzweite wusste dem plötzlichen Angriff von Mauno Hermunen jedenfalls nichts entgegen zu setzen und gab so seine zweite Position ab. In der allerletzten Runde war sich Götz fast sicher seinen ersten Saisonsieg einzufahren, glaubte allerdings auch noch, dass Volz hinter ihm sei. Doch niemand anderes als Hermunen lauerte auf Rang zwei. Mit einem beherzten Manöver setzte der Finne sich Ende Start-Ziel neben Götz und spielte diesen aus. Auch wenn ein zweiter Platz ihm für den sicheren Weg zum Meistertitel gereicht hätte, Hermunen konnte nicht anders: "Dank des Adrenalin beim Rennen tut mein Nacken nicht mehr so sehr weh und wenn ich eine Möglichkeit zum Überholen sehe, dann muss ich die auch nutzen. Ich kann einfach nicht anders!" Marcel Götz war ein wenig enttäuscht, dass er ausgerechnet in der letzten Runde die Führung abgeben musste: "Ich war mir sicher, dass Volz noch hinter mir war. Hätte ich gewusst, dass Hermunen in meinem Nacken hängt, dann wäre ich das Eck sicherlich ganz anders angefahren und es hätte vielleicht gereicht."

Im Kampf um Platz vier musste sich Jürgen Künzel drei Runden vor Schluss gegen den wieder aufgerückten Pavel Kejmar geschlagen geben.

Das zweite Rennen wurde mit einer abgewandelten Variante des Offroad gefahren, bei der man den letzten großen Sprung und den hohen Anlieger aussparte. Hermunen fehlten nur noch wenige Punkte um als sicherer Meister aus diesem Lauf hervorzugehen, sollte Volz gewinnen, hätte ihm der zwölfte Platz gereicht. Markus Volz setzte seine Poleposition auch glatt um und führte das Rennen in den ersten Runden an. Doch wieder war es Marcel Götz, der die Initiative ergriff und Volz im Nacken hing. Zuvor war Götz auch schon an Hermunen vorbei gegangen und legte sich nun in der fünften Runde den Saarländer zurecht. Sein Manöver gelang und die Zuschauer bekamen fast das gleiche Bild wie schon im ersten Rennen präsentiert. Götz vor Volz, Künzel, Kejmar und Hermunen, der zwar ein wenig zurückgefallen war, aber keineswegs den Anschluss verlor. Speziell im Offroad hatte Götz seine Taktik konsequent umgesetzt. "Ich bin kein sonderlicher Offroad Experte, wie zum Beispiel Volz und Kejmar das sind. Aber trotzdem war dieser abgespeckte Offroad hervorragend geeignet für meine Zwecke. Mit ein wenig Geschick wird man da einfach nicht überholt und das war mein Glück." die Top-Five boten spannenden Sport und bekämpften sich ohne Unterlass. Auch wenn es in dieser Gruppe nur ein weiteres Überholmanöver gegen Mitte des Rennens gab, als Hermunen an Künzel vorbei ging, standen den Zuschauern regelmäßig die Haare zu Berge, wenn diese Bande dicht an dicht an ihnen vorbei rauschte.

Zwei weitere Spannungsherde machten in diesem Rennen auf sich aufmerksam. Der Kampf um die siebte Position wurde von Petr Vorlicek und Markus Class geführt. Ein begeisterndes Schauspiel, bei dem Class sich im Offroad immer wieder neben Vorlicek sprang, bis es ihm in der zwölften Runde endlich gelang vorbei zu ziehen.

Um den neunten Rang brannte während des kompletten Rennens ein grandioser Dreikampf zwischen Steffen Schmid, Harry Näpflin und Andre Plogmann. Auch diese drei zeigten sich während einer Runde mehrfach das Vorderrad, verharrten aber auf ihren Positionen.

S2 - Joannidis baut seine Führung aus

Auch in der S2 wurde das Zeittraining ohne Offroad ausgetragen. Ein Umstand, welcher der Startaufstellung ein verrücktes Bild bescherte. Pavel Kejmar auf Poleposition zu sehen war nachvollziehbar, doch Kevin Würterle auf der zweiten Position, damit hatte niemand gerechnet. Der Tabellenführer Nico Joannidis war trotz einer saftigen Erkältung und Fieber auf dem dritten Startplatz, gefolgt von einem weiteren Überraschungsgast in Reihe eins: Alexander Köckritz. Die üblichen Verdächtigen für die erste Startreihe Deitenbach, Herrmann, Spaniol und Jasinski besiedelten die zweite Startreihe.

Titelaspirant Dirk Spaniol machte gleich beim Start ins erste Rennen einen folgenschweren Fehler - besser gesagt wenige Augenblicke vor der Start. Er orientierte sich dummerweise an Pavel Kejmar und der fuhr los, als die Ampel den Start noch überhaupt nicht freigegeben hatte. Somit führten die zwei das Rennen in den ersten Runden zwar an, mussten aber jeweils zur Stop-and-Go Strafe antreten und fielen entsprechend nach hinten. Nachdem die Spitze des Feldes von Startsündern befreit war, hatte Kevin Würterle die Führung inne, gefolgt von Nico Joannidis, Jan Deitenbach und Michi Herrmann. Nachdem sich Joannidis, der seine Grippe während des Rennens auszublenden schien, an Deitenbach vorbei war, attackierte er Würterle vergebens. Fünf Runden vor Schluss war dann Deitenbach wieder dran. Er überholte Joannidis und versuchte sich an Würterle, aber auch er scheiterte um acht Hundertstel bei der Zieldurchfahrt und wurde Zweiter vor Joannidis, Herrmann und Doppelstarter Pavel Kejmar.

Vorm zweiten Lauf der S2 kam es zu leichten Irritationen. Zuerst sagte man ein Rennen mit Offroad an, dann wurde dies wenige Minuten vor dem Start wieder revidiert, um nach Begehung des selbigen durch Herrmann und Jasinski wieder zur Entscheidung mit Offroad zu fahren zu schwenken. Dies sorgte in der Startaufstellung für Proteste, wobei weniger die Tatsache mit oder ohne Offroad zur Debatte stand, denn mehr das kurzfristige hin und her bemängelt wurde. Als die Gemüter sich beruhigt hatten konnte es dann aber auch losgehen.

Pavel Kejmar und Michi Herrmann setzten sich schon in der ersten Runde vom übrigen Feld ab und boten ein sehenswertes Schauspiel. Herrmann gab sich alle Mühe und zeigte Kejmar unmissverständlich, dass er an ihm vorbei wollte. Doch Kejmar ließ sich kaum beeindrucken und kämpfte wie ein Löwe um seine Führung. 17 lange Runden dauerte dieses ansehnliche Schauspiel, zu dem sich beide Piloten am Ende voller Freude beglückwünschten. Man konnte beiden ansehen, dass sie gerade richtig Spaß miteinander hatten.

Dritter wurde Dirk Spaniol. Mit einer ordentlichen Portion Wut im Bauch kämpfte er erst Danniel Fuhrbach nieder und kassierte dann auch noch Jan Deitenbach. Spaniol war nach wie vor über seinen Fehler vom ersten Rennen sauer. "Ich ärgere mich wie verrückt. Wie kann ich nur einen solchen Anfängerfehler machen und einen Frühstart hinlegen. Mit dem Ergebnis aus diesem zweiten Rennen noch dazu gerechnet, könnte ich jetzt an der Spitze der Tabelle stehen. So muss ich das alles in Stendal wieder ausbügeln um noch Meister zu werden."

Nico Joannidis und Jochen Jasinski belegten Rang vier und fünf, nachdem sie Deitenbach in die Schranken verwiesen hatten. Joannidis zeigte sich nach den Rennen ausgesprochen zufrieden: "Ich kam hier her und hatte damit gerechnet richtig Federn zu lassen. In den Rennen war ich dann aber trotzdem richtig schnell unterwegs und habe meinen Vorsprung in der Meisterschaft auch noch ausgebaut. Das gefällt mir sehr gut!"