ADAC MX Masters·20.11.2023

Mads Fredsøe, ein Champion mit einer ungewöhnlichen Karriere

Der ADAC MX Junior Cup 125-Champion Mads Fredsøe blickt auf eine bislang nicht ganz typisch verlaufene Karriere zurück. Der 17-jährige Däne aus Odense auf der Insel Fünen, die das dänische mit dem schwedischen Festland verbindet, wurde 2017 Europameister in der 65 ccm-Klasse, legte dann aber nach dem Aufstieg aus der 85 ccm-Klasse auf die größeren Maschinen in 2020 und 2021 eine längere Rennpause ein. 2022 kehrte er zum Rennsport zurück und wechselte dabei von der 250F-Maschine auf den 125 ccm-Zweitakter. In dieser Saison wuchs Mads nach seinem Triumph beim Heimrennen in Randers mit seinen Aufgaben und gab seitdem die Tabellenführung nicht mehr ab. Im Interview erzählt der STURM STC Racing-Pilot, wie er zum Sport kam, wovon er in seiner Karriere träumt und weshalb er für das kommende Jahr nach Italien umzieht.

Herzlichen Glückwunsch zum Titelgewinn im ADAC MX Junior Cup 125. Wie fühlt es sich als Champion an? Mads Fredsøe: „Es fühlt sich sehr gut an. Wir haben in der Saisonvorbereitung wirklich hart dafür gearbeitet und es fuhren auch einige sehr starke Fahrer in der Meisterschaft mit. Am Ende als Champion ganz oben zu stehen, ist ein tolles Gefühl. Mir hat die Saison sehr viel Spaß gemacht, auch wenn ich nach Gaildorf mit einer Erkrankung zu kämpfen hatte. Aber ich habe mich bei den letzten beiden Rennen durchgebissen und bin Meister geworden. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Performance und dem Saisonverlauf.“

War der Titel bereits zu Saisonbeginn dein Ziel? „Es war von Anfang an mein Ziel, möglichst bei jedem Rennen und auch am Saisonende in den Top-Drei zu sein. Natürlich möchte ich immer gewinnen, aber davon war ich nicht ausgegangen. Am Ende habe ich dann tatsächlich gewonnen.“

Was war dein Erfolgsgeheimnis? „Es war ziemlich eng in den Top-Drei. Mein Saisonstart war nicht so stark und ich wurde nur Fünfter. Aber dann gewann ich etwas Tempo hinzu, konnte in Randers triumphieren und damit auch das Red Plate erobern. Seitdem habe ich es nicht mehr abgegeben. Das Geheimnis ist vermutlich die Konstanz. Man muss bei jedem Rennen vorne dabei sein und das ist mir diese Saison gelungen.“

Konstanz ist leichter gesagt als getan. Wie erreichst du sie? „Natürlich ist es schwierig. Ich denke, bei mir hat es eine Rolle gespielt, dass ich jedes Rennen genossen habe und Spaß dabei hatte. Auch meine Konkurrenten haben mir Freude bereitet. Vielleicht gehört auch etwas Glück dazu. Ich habe versucht, mich in jedem Lauf auf mich selbst zu konzentrieren.“

In der stark umkämpften 125 ccm-Klasse setzte sich Mads Fredsøe durch © Foto: ADAC

Dieses Jahr fand erstmalig ein Rennen des ADAC MX Masters in Dänemark statt. Wie war dieses Heimrennen für dich? „Das war das beste Wochenende des Jahres für mich. All meine Freunde waren in Randers, die ganzen dänischen Motocross-Fans waren dort und ganz viele Leute, die ich kenne. Ich bin schon mit der Einstellung angereist, dass ich an diesem Wochenende zu 100% gewinnen möchte. Ich mag die Strecke und war sehr selbstbewusst. Ich habe mich als Erster in meiner Gruppe qualifiziert, wurde im ersten Lauf Zweiter und gewann den zweiten. Ich war an dem Wochenende der Schnellste meiner Klasse. Es hat mich gut motiviert, dass meine Freunde dort waren und die ganzen Fans mich laut angefeuert haben. Das war der Wendepunkt meiner Saison, ich habe die Tabellenführung dort übernommen und nie wieder abgegeben.“

Hat der Erfolg etwas in dir geändert? „Ja, das hat er auf jeden Fall. Ich war danach viel selbstbewusster und wusste, dass ich gewinnen kann. Ich siegte auch beim nächsten Rennen, da ich den ganzen Schwung mitnehmen konnte.“

Randers war das Highlight deines Jahres, aber welches Rennen würdest du gerne vergessen? „Das Finale in Dreetz war sehr schwierig für mich. Ich habe vorher noch nie um einen Titel in einer langen Meisterschaft gekämpft und ich war sehr nervös. Ich fuhr auch nicht gut, habe mich nur als Sechster qualifiziert. Aber letztendlich habe ich dort genug erreicht, um den Titel zu gewinnen. Deshalb war es kein Rennen, das ich vergessen möchte. Es war aber definitiv mein schwierigstes Rennen des Jahres.“

Wie bist du zum Motocross gekommen? „Ich habe mit drei oder vier Jahren sehr jung angefangen. Mein Vater fuhr selbst sein ganzes Leben lang und so habe ich den Sport auch sehr schnell geliebt. Mein Zimmer war voll mit Bildern von Tony Cairoli, ich habe mir die Weltmeisterschafts-Rennen im Fernsehen angeschaut und fuhr selbst. Ich hatte einige Freunde beim Motocross und hatte einfach immer Spaß daran. Mit elf Jahren fand ich heraus, dass ich ganz gut im Motocross war, als ich 2017 die Europameisterschaft in der 65 ccm-Klasse gewann. Danach wusste ich, dass ich herausfinden wollte, wie weit ich es in dem Sport schaffen würde. Anschließend habe ich hart gearbeitet. Nach der 85 ccm-Klasse stieg ich schnell auf die 250er um, habe dann aber eine Weile aus Zeitgründen pausiert und bin vor zwei Jahren zurück auf die 125 ccm-Maschine gewechselt. Das war eine gute Entscheidung und die vergangene Saison war eine der besten meiner Karriere.“

Die familiäre Stimmung im STURM STC Racing-Team von Colin Streubel war ein wichtiger Baustein für den Erfolg © Foto: ADAC

Hat neben deinem Vater noch jemand eine wichtige Rolle in deiner Karriere gespielt? „Ja, einer meiner langjährigen Sponsoren, der ‚MX Shop‘ aus Dänemark. Sie unterstützen mich bereits seit meinem fünften Lebensjahr und setzen das bis heute fort. Und natürlich hat mich meine ganze Familie unterstützt, nicht nur mein Vater.“

Gehst du noch zur Schule oder machst du eine Ausbildung? „Ich habe vergangenes Jahr die Schule nach der 10. Klasse abgeschlossen. Danach haben wir beschlossen, dass ich erstmal nur Motorrad fahre, damit ich die Zeit für die Rennen der Europameisterschaft und beim ADAC habe. Die Veranstaltungen erstrecken sich über weite Entfernungen, von Portugal über Spanien bis hin nach Finnland und darüber hinaus. Daher habe ich mich im Jahr 2023 ganz auf das Motocross konzentriert. Da ich nun zu meinem neuen Team nach Italien ziehe, werde ich mich auch 2024 voll aufs Motocross fokussieren.“

Wie kam es für dieses Jahr zur Zusammenarbeit mit dem STURM STC Racing-Team? „Ich habe mich im vergangenen Winter mit Colin Streubel unterhalten, ein Angebot erhalten und wir haben uns darauf geeinigt. Es hat mir im Team sehr viel Spaß gemacht, die Stimmung war super und Colin, Nico und alle anderen im Team haben mir sehr geholfen. Ich habe mich beim STURM STC Racing sehr wohl gefühlt und denke, das war ebenso ein wichtiger Baustein für meinen Erfolg in dieser Saison. Ich habe es genossen, bei den Rennen zu sein und kann nur Positives über das Team sagen. Es war ein großartiges Jahr mit ihnen.“

Welchen Stellenwert hat das ADAC MX Masters und seine Nachwuchsklassen für dich? „Das ADAC MX Masters genießen als Internationale Deutsche Meisterschaft einen hohen Stellenwert - sie sind äußerts bedeutend und groß angelegt. Als großes Land kommen viele Fahrer aus Deutschland und die Serie zieht auch viele Fahrer aus den Niederlanden, Belgien, Italien und im Prinzip aus ganz Europa an. Es ist eine der besten und wichtigsten Rennserien in Europa.“

Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus? „Ich habe einen Vertrag mit dem Team Beddini GASGAS Factory Juniors unterschrieben, die direkte Unterstützung vom GASGAS Werk erhalten, und werde 2024 auf der 250F die EMX250 bestreiten. Ich bereite aktuell meinen Umzug nach Italien vor und kann kaum erwarten, dass es losgeht.“

Was ist dein Traum für die Motocross-Karriere? „Mein Traum ist es, vom Motocross leben zu können und Weltmeister zu werden. Ich möchte Motocrossfahren zu meinem Beruf machen und es jeden Tag ausüben.“