ADAC MX Masters 

ADAC MX Masters·22.9.2021

Die Rückkehr des Zweitakters: ADAC MX Youngster Cup-Champion Marcel Stauffer

Titelsieg nach Wechsel auf den Zweitakter. Verletzungen haben internationale Karriere verzögert. Weltmeisterschaft ist das langfristige Ziel.

Marcel Stauffer (AUT) vom Sturm STC Racing Team ist schon seit vielen Jahren eines der stärksten Motocross-Talente der Alpenrepublik. Die Meisterschaft im ADAC MX Youngster Cup ist sein bislang größter Erfolg. 2014 gewann Stauffer seinen ersten nationalen Titel in der 85 ccm Klasse. Inzwischen ist der 20-Jährige vierfacher österreichischer Staatsmeister und war bereits Mitglied in der Nationalmannschaft für das Motocross of Nations. Aufgrund einiger Verletzungen kam seine internationale Karriere etwas ins Stocken, doch mit dem Sieg im ADAC MX Youngster Cup 2021 hat sich Stauffer zurückgekämpft. Wir unterhielten uns mit ihm über die spannende Saison, in der er sich beim letzten Rennen den Titel gesichert hat.

Herzlichen Glückwunsch zur Meisterschaft im ADAC MX Youngster Cup. Hättest du damit gerechnet? Marcel Stauffer: „Zu Saisonbeginn habe ich mir noch nichts ausgerechnet, ich wollte einfach das erste Rennen fahren und schauen, wo ich stehe. In Bielstein bin ich dann gesamt gleich Zweiter gewesen. Dadurch habe ich die Chance zum Titel gesehen und wollte angreifen. Über die drei Sandrennen habe ich mich sozusagen gerettet. Ich bin in diesem Jahr schon ein besserer Sandfahrer geworden. Vor dem Finale in Reutlingen habe ich gewusst, dass es mein Boden ist und ich siegen kann. Das hat super funktioniert.“

Vor Reutlingen lagst du nur wenige Punkte hinter Maximilian Spies. Warst du nervös? „Etwas nervös war ich schon, aber ich habe gewusst, dass ich mich nur selbst schlagen kann. Das habe ich im letzten Lauf mit meinem Überschlag am Zielsprung sogar beinahe noch geschafft! Ich bin dieses Jahr schon einige sehr gute Rennen auf Hartboden gefahren und habe dort viel Selbstvertrauen getankt. Ich habe in Reutlingen gute Linien gefunden und einen guten Speed gehabt.“

Nach dem Saisonauftakt in Bielstein hast du recht kurzfristig auf den Zweitakter gewechselt. Ist der Zweitakter ein Vorteil? „Es kommt auf die Strecke an. Der Zweitakter besitzt etwas mehr Leistung im mittleren und oberen Drehzahlbereich, dafür hat man weniger Drehmoment von unten heraus, was der größte Nachteil gegenüber den Viertaktern ist. Wenn sich das noch ändern wird, dann werden sicherlich noch viel mehr Leute mit Zweitaktern erfolgreich sein. Man muss damit auch fahren können, ich selbst bin schon immer damit zurechtgekommen, schon in der 125 ccm Klasse. In Dreetz bin ich nach nur einem Tag Training das erste Mal damit bei einem Rennen angetreten und das hat gut funktioniert. Das Ganze war ein kleines Projekt von KTM, um zu zeigen, dass nicht nur Fantic gute Zweitakter baut, mit denen man gewinnen kann.“

Mit dir und Maximilian Spies haben sich zwei Zweitaktfahrer an der Spitze der Meisterschaft etabliert. „Das finde ich ganz cool und denke, dass es im nächsten Jahr mehr Fahrer damit geben wird. Mich würde es freuen, denn ich bin Zweitakt-Fan und finde den Sound super. Es erinnert mich auch an die alten Zeiten. Ich bin sicher, wenn sie in der MX2-Weltmeisterschaft ebenfalls erlauben würden, dort mit 250 ccm Zweitaktern anzutreten, würde man auch wieder mehr davon sehen.“

Wie bist du eigentlich zum Motocross gekommen? „Ich habe von meinem Vater zum vierten Geburtstag ein Motorrad geschenkt bekommen. Ich bin in meiner Kindheit viel mit dem René Hofer zusammen gefahren, wir waren sogar Teamkollegen und haben uns gegenseitig gepusht. Das hat damals super gepasst. In der Zeit, wo es für eine internationale Karriere drauf angekommen wäre, war ich leider extrem viel verletzt. Damals hat sich das KTM Werksteam dann für René entschieden, der den Sprung in die Weltmeisterschaft inzwischen geschafft hat. Ich habe dann nochmal neuen Anlauf genommen und bin von der Europa- und Weltmeisterschaft wieder zurück in die österreichische Staatsmeisterschaft gegangen. Dort habe ich in den letzten beiden Jahren die Meisterschaft gewonnen, mir viel Selbstvertrauen zurückgeholt und mich auch mental verbessert. Inzwischen bin ich international wieder gut dabei und mein nächstes Ziel ist es, langfristig in die WM zu kommen. Ich weiß, dass ich dort hingehöre.“

Wie sehen deine Pläne für das kommende Jahr aus? „Der Sieg im ADAC MX Youngster Cup ist bereits ein großer Titel, aber ich möchte noch weiterkommen. Ich möchte nächstes Jahr die Europameisterschaft fahren und werde dieses Jahr noch ein, zwei Rennen davon mitnehmen. Bei den letzten beiden Rennen in Fürstlich Drehna und Reutlingen waren einige permanente Europameisterschaftsfahrer mit dabei, die ich schlagen konnte. Deswegen bin ich überzeugt davon, dass ich dorthin gehöre und mich weiterentwickeln und es vielleicht in die Weltmeisterschaft schaffen kann.“